Vor einigen Tagen haben wir einen Beitrag über eine Veranstaltung an der Bettinaschule in Frankfurt am Main veröffentlicht (siehe AKTIONSAUFRUF: Aufruf zum Boykott von Produkten aus Israel an der Bettinaschule in Frankfurt am Main). Bei der veröffentlichten Kritik ging es um den Workshop „GewaltFreiheit – den Menschen im Feind sehen“ (siehe Nah-Ost_Workshop_fin.pdf), ausgerichtet von einem gewissen Ben Yeger, israelischer „Ex-Soldat und Friedensaktivist“, zusammen mit Osama Zatar, einem palästinensischen Vertreter der Organisation „Combatants for peace“.
Es freut uns berichten zu können, dass sich seither einiges getan hat und die Bettinaschule, wie auch das zuständige Schulamt vorbildlich auf die Kritik reagiert haben.
Gleichwohl gibt es auch weiterhin Grund für Sorge, da mittlerweile bekannt ist, dass dieser Workshop auch von mindestens einem Stadtschulamt beworben wird (siehe NL-Nr.4-201415Ruesselsheim_Extract.pdf oder NL%20Nr.4%20201415Ruesselsheim.pdf) und der selbe Workshop auch bereits an mindestens 3 Schulen stattgefunden hat – wobei davon auszugehen ist, dass es eher noch mehr Schulen sind.
Der Workshop an sich und die ausrichtenden Personen, wie auch deren Organisationen, sind hoch problematisch. (Siehe dazu Bettinaschule-final.pdf). SchülerInnen werden extrem einseitiger Propaganda auf bestem didaktischem Wege an ein hoch komplexes Thema herangeführt und werden geradezu manipuliert den Staat Israel als Aggressor gegen ein unterdrücktes palästinensisches Volk zu sehen. Mindestens einer der beiden gezeigten Filme – “Israel and Palestine, an animated introduction”, ist nichts anderes als ein Propagandafilm der übelsten Sorte, verbreitet von der ebenfalls hoch problematischen Gruppe „Jewish Voice for Peace“. In dem Film, der als Diskussionsvorlage für einen Teil des Workshops dient, wird Geschichtsfälschung mit Israel Dämonisierung geschickt miteinander verbunden und endet mit dem Aufruf an die Zuschauer sich der „richtigen Sache“, der „Massenbewegung“ BDS (Boykott, Divestment und Sanktionen) anzuschließen. (Siehe Powerpoint Auswertung einiger aussagekräftiger Screenshots – Stadtschulamt-Video-Israel-and-Palestine.ppt). Einziges mögliches ausgleichendes Gegengewicht zu der einseitigen Ausrichtung des präsentierten Materials sind die Lehrer, doch leider ist davon auszugehen, dass zu viele Lehrer bei diesem Thema selber unzureichend Hintergrundwissen haben werden, um alle Probleme des Films, wie auch der einseitigen Ausrichtung des Workshops, gewappnet zu sein; der Grund warum die an der Bettinaschule geäußerte Kritik besonders harsch ausfiel.
Doch zurück zu dem was mittlerweile geschehen ist – zumindest im Fall der Bettinaschule. Nach Erhalt der ersten Beschwerden über die Veranstaltung hat die Schulleitung umgehend reagiert und Stellungnahmen von Lehrern und teilnehmenden Schülern eingeholt. Eine ausgiebige Nacharbeitung wurde unverzüglich veranlasst. Auch das zuständige Schulamt wurde eingeschaltet und hat sich auf mehreren Ebenen mit dem Vorfall auseinandergesetzt und das Gespräch mit der Beschwerdeführerin, wie auch der Jüdischen Gemeinde wurde gesucht. Des weiteren veröffentlichte die Schule einen offenen Brief an Mitglieder der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main mit einer Stellungnahme zu dem Workshop (siehe 20151126briefandiejuedischegemeinde.pdf). Darüber hinaus fand am vergangenen Donnerstag ein diesbezüglicher Austausch zu dem Fall im Schulamt statt, in dem ausführlich über das Geschehene diskutiert wurde.
Insgesamt bleibt festzustellen, dass hier zwar eine hochpolitische und zutiefst einseitige Veranstaltung von der Bettinaschule angeboten wurde, diese aber als solche erkannt wurde und entsprechend von der Schule, bzw. den Lehrern begleitet wurde; währenddessen, aber vor allem auch im Nachgang. Die Intention eine Veranstaltung mit einem Palästinenser und einem Israeli auszurichten, war an sich gut gemeint. Positiv ist ebenfalls zu bewerten, dass dabei beabsichtigt war, verschiedene Standpunkte zu hören und damit eine ausgewogene Darstellung zu erreichen. Die Idee einen Palästinenser und einen Israeli einzuladen war daher grundsätzlich richtig. Leider hier jedoch bei der Auswahl des Angebotes nicht bzw. nicht ausreichend recherchiert. Bei dem Workshop fehlte es gänzlich an Ausgewogenheit, weil sowohl der Palästinenser als auch der Israeli derselben extremistischen, anti-israelischen Gruppe zuzuordnen sind. Eine „ausgewogene“ Darstellung unterblieb daher, weil die israelische Position ganz einfach nicht vertreten war. Das wurde auch von der Bettinaschule erkannt, doch wie sieht es an den anderen Schulen aus, an denen der Workshop bereits stattgefunden hat, und wie an den vielen Schulen, denen dieser Workshop ganz sicher noch angeboten wird…?!? Es gilt wachsam zu bleiben, wobei wir dazu ermutigen möchten erst den direkten Kontakt mit Schulen und Beteiligten zu suchen, bevor man über weitere Kanäle einen „Shitstorm“ auslöst, der am Ende ggf. kontraproduktiv sein könnte.
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