Die Übergabe der Inseln Tiran und Snapir in der Meerenge von Tiran am „Eingang” zum Golf von Akaba, von Ägypten an Saudi Arabien, hat in Kairo einen Aufschrei der Empörung ausgelöst. Präsident A-Sisi wird vorgeworfen ägyptisches Mutterland für einen Haufen Geld, 16 Milliarden US-Dollar saudischer Finanzhilfe, zu veräußern. Das stehe eine Stufe vor Hochverrat. Noch muss das ägyptische Parlament dem Projekt zustimmen.
Weltweites Aufsehen erlangte dieses Geschäft, als Saudi Arabien verkündete, mit einer Hochbrücke Asien mit Afrika bei den unbewohnten Inseln verbinden zu wollen, vergleichbar mit der Bosphorus-Brücke bei Istanbul, die Europa mit Asien verbindet.
Obgleich von dem Projekt direkt betroffen, hatte Israel zunächst geschwiegen. Inzwischen haben jedoch Experten und Politiker damit verbundene rechtliche Probleme aufgeworfen. Dennoch hat der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon die Übergabe der Inseln und den geplanten Bau der Brücken ausdrücklich begrüßt.
Geschichtlicher Rückblick
Die beiden Inseln gehörten bis 1950 zu Saudi Arabien. Sie wurden an Ägypten verpachtet, weil es die Meerenge mit seiner Armee besser vor Übergriffen vor allem Israels schützen könne. 1967 missbrauchte der ägyptische Prösident Gamal Abdel Nasser die Inseln, um einen casus belli gegen Israel zu konstruieren. Er sperrte die Meerenge für Schiffe auf dem Weg nach Eilat. Das interpretierte der jüdische Staat als offene Kriegserklärung. Kurz darauf brach tatsächlich der Sechs-Tage-Krieg aus, auch wegen anderer ägyptischer Provokationen, wie der Abberufung von UNO-Friedenstruppen im Sinai.
Damals hatte der Hafen von Eilat im Süden Israels eine große strategische Bedeutung. Nur durch die Meerenge von Tiran konnte Israel bis zur Khomeini-Revolution 1979 mehr als 25% seines Ölbedarfs heimlich aus Iran beziehen. Mit der Schließung der Meerenge war Israel von der Ölzufuhr abgeschnitten.
Mehrmals hatte Israel die Inseln erobert und besetzt. Erstmals 1956, beim Sinaikrieg und dann in der Zeit zwischen 1967 und der Umsetzung des Friedensvertrags mit Ägypten 1982. Kairo verpflichtete sich in dem Friedensankommen mit Israel ausdrücklich, eine freie Durchfahrt von Schiffen zu garantieren. Aus diesem Grund wurde auf einer der Inseln ein Stützpunkt der MFO-Friedenstruppen errichtet, um den Schiffahrtsweg zu kontrollieren.
Israelische Bedenken und Zustimmung
Heute monieren israelische Rechtsexperten, dass Saudi Arabien nicht Partner des Friedensabkommens zwischen Israel und Ägypten sei. Durch die Übergabe der Inseln sei die ägyptische Verpflichtung an Israel gegenstandslos geworden. Während Israels Justizministerium auf einer schriftlichen Formalisierung der Abkommen besteht, behauptete der Likudpolitiker und Verteidigungsminister Mosche Jaalon im Kabinett von Benjamin Netanjahu, dass Saudi Arabien an Israel eine schriftliche Erklärung abgegeben habe, freie Schiffahrt in der Meerenge von Tiran, nun unter saudischer Souveränität, garantieren zu wollen. Entsprechend habe Israels Regierung auch dem geplanten Bau der Brücken zugestimmt.
Der Hafen von Eilat soll heute dazu verwendet werden, dem ägyptischen Suezkanal Konkurrenz zu machen. Sowie die Chinesen eine geplante Eisenbahntrasse zwischen Eilat und dem Norden Israels fertiggestellt haben, könnten sich Schiffe aller Nationen die hohen Gebühren für eine Durchfahrt des Kanals sparen und die Container auf dem Landweg von Eilat zu den Mittelmeerhafen Aschdod transportieren lassen.
Sehr viel mehr wäre freilich Jordanien von einer möglichen Sperrung der Meerenge betroffen. Denn sein einziger Zugang zum Meer geht über den Hafen von Akaba, direkt gegenüber dem israelischen Hafen in Eilat. Doch da Saudi Arabien und Jordanien verbündet sind, gibt es in Amman offenbar keine Bedenken. Dank des Friedensvertrages Israel/Jordanien kann das Haschemitische Königreich seine Waren auch auf dem Landweg zum nordisraelischen Hafen transportieren und in alle Welt exportieren.
Bedenken gegen das Abkommen melden inzwischen auch ägyptische Touritistik-Unternehmer an. Obgleich die Saudis behauptet haben, mit dem Brückenprojekt auch der ägyptischen Touristenindustrie helfen zu wollen, wird befürchtet, dass künftig Touristen aus dem ägyptischen Scharm A Scheich künftig nicht mehr bei den Korallenriffs vor den nun saudischen Inseln schnorcheln könnten.
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