Jerusalem, 13. Oktober 2016 – Robert Allen Zimmerman, 75, eher bekannt als Bob Dylan, hat den Literatur-Nobelpreis zuerkannt bekommen.
Der amerikanische Popsänger erhielt bei seiner Beschneidung den Namen Schabtai Zissel ben Abraham und ist in Hibbing im Staat Minnesota aufgewachsen. Seine Eltern, Abram Zimmerman and Beatrice “Beatty” Stone, waren dort Mitglieder einer kleinen jüdischen Gemeinde. 1954 absolvierte Dylan seinen Bar Mitva, das jüdischen Äquivalent zur katholischen Kommunion oder der evangelischen Konfirmation. An seinem 30 Geburtstag 1971 besuchte er erstmals Israel und traf sich dort mit Rabbi Meir Kahana, ehe dessen Kach-Partei wegen rechtsradikaler Aktivitäten verboten worden ist.
Dylans väterliche Großeltern Zigman and Anna Zimmerman waren nach antisemitischen Pogromen 1905 von Odessa (heute Ukraine) in die USA ausgewandert. Der Mädchenname seiner Großmutter war Kirghiz. Sie stammte aus Kagizman in der Kars-Provinz im Nordenosten der Türkei. Seine Großeltern mütterlicherseits Ben and Florence Stone waren litauische Juden und schon 1902 in die USA eingewandert.
Nach Bekanntwerden des Nobelpreises für Dylan hat die israelische Zeitung Haaretz eine elektronische Sonderausgabe veröffentlicht und darin die Beziehungen Dylans zum Judentum und zu Israel in den Vordergrund gestellt.
Als Dylan vor fünf Jahren im größten Fußballstadion Israels vor einem überwiegend jungen Publikum ein Konzert gab, schrieb der Kritiker Yaakov Leviatan, dass er eigentlich ein unwahrscheinlicher Held der musik-liebenden israelischen Jugend sei: „Seine Stimme klingt wie die Kreuzung einer Kaffeemühle und eines Rasenmähers.“ Vor seinem Auftritt habe der TV-Kanal 10 daran erinnert, dass Dylan einst erwogen habe, in einem Kibbutz leben zu wollen.
Im Diaspora-Museum in Tel Aviv, das die Geschichte des Judentums im Exil aufarbeitet, läuft eine Bob Dylan Ausstellung unter dem Titel „Ewiglich Jung“. Die Kuratoren suchten nach unveröffentlichten Materialien, darunter bei Sali Ariel, heute eine 69 Jahre alte Künstlerin aus Herzlija. Sie war in den 1960er Jahren mit Terry Noble verheiratet. Ende der 1960er Jahre zählte ihr Mann zum engsten Kreis um Dylan in New York. Stundenlang nahm Ariel die Treffen mit Dylan mit Video auf. Bei ihrer Einwanderung nach Israel nahm das Paar die 50 bis 80 Videobänder in Schuhkartons mit. Doch sie trennten sich. Als Ariel ihren Ex-Mann um die Videos bat, sagte er, alles verbrannt zu haben, weil sie sich als junge Leute nackt und rauchend gefilmt hätten, und „um die Privatsphäre von Bob Dylan zu schützen“. Ihr Mann war inzwischen fromm geworden. Ob er die Bänder wirklich verbrannt hat, weiß sie nicht. Da er inzwischen verstorben ist, müssten sie sich im Besitz seiner Kinder befinden.
Bei den Treffen mit dem Paar habe Dylan viel über Israel erfahren und gelernt, Schesch-Besch (Backgammon) zu spielen. Dylan habe sich damals vor allem jüdische Freunde gesucht und das Appartement des Ehepaares fast täglich besucht, um abzuschalten.
In einem weiteren Artikel ist die Rede von einem pro-israelischen Lied, das Dylan 1982 nach dem Libanon-Krieg komponiert habe. In “Neighborhood Bully” habe er Israel als “Nachbarmensch” beschrieben, der im Exil lebe und ständig Attacken seiner Nachbarn abwehren müsse. „Die Lyrik klingt, als hätte er sie einer Rede von Ministerpräsident Netanjahu entnommen, weil der Israel immer wieder als „belagert“ darstellt“, schrieb Gabe Friedman im Mai 2016.
Doch Dylan habe ein Problem mit seiner jüdischen Identität gehabt. Eine Zeitlang hieß es, dass er sich als „wiedergeborener Christ“ ausgegeben habe. Er habe sich Ende der 1970er Jahre konvertiert und an Bibelkursen teilgenommen. Pastor Kenn Gulliksen erinnert sich: “Ja, er wollte Christus in seinem Leben haben. Er hat gebetet und so den Herrn empfangen.“ 1984 habe sich Dylan wieder davon distanziert, ein „wiedergeborener Christ“ zu sein. „Ich habe nie behauptet, wiedergeboren zu sein. Diesen Begriff haben die Medien erfunden“, sagte er dem Magazin Rolling Stone. Er sei jedoch nie ein Agnostiker gewesen, habe immer an eine höhere Gewalt geglaubt, dass dies nicht die reale Welt sei und dass es eine künftige Welt gebe. Nach seinem Glauben befragt, sagte er zu Newsweek: „Ich finde die Religion und die Philosophie allein in der Musik, sonst nirgendwo.“
Sacha Stawski
https://www.algemeiner.com/2016/10/13/american-jewish-icon-bob-dylan-awarded-nobel-prize-in-literature/