Dieser steht nach wie vor nicht nur für die größte Zahl antisemitischer Straftaten und offenbart sein menschenverachtendes Gesicht in Anschlägen wie jenem in Halle oder dem rassistisch motivierten Massenmord in Hanau, rechtsextremistisch motivierte Judenfeindlichkeit vollzieht sich nach bekannten Strickmustern und ebensolchen Stereotypen.
Anders dagegen sieht es mit dem Antizionismus oder der schon begrifflich schwierigen „Israelkritik“ aus, die beide vielfach als Umwegideologien den Weg zum eher links geprägten Antisemitismus der politischen Moderne darstellen. Die Bewertung dieser Ausprägungen einer grundhaft israelkritischen Haltung als Antisemitismus stößt leider längst nicht auf den gleichen gesellschaftlichen Konsens.
Die „Generation Arafat“ leitet für sich aus der eigenen antifaschistischen Grundhaltung und des ebenso ausgerichteten Engagements eine Immunität gegenüber jeglichem Antisemitismus ab und wähnt sich mit dem Anlegen des Palästinensertuches im moralisch selbstgefälligen und zumeist ebenso selbstgerechten „Befreiungskampf“ für ein sogenanntes „Freies Palästina“.
Das man damit nicht etwa legitime Kritik an politischen Entscheidungen israelischer Regierungen übt, sondern grundhaft die Existenz des Jüdischen Staates in Frage stellt, wird dabei bewusst ausgeblendet und führt jedoch genau zu jener Haltung, die mit ihrem pauschalen Angriff auf Israel einen gesamten Staat zur Zielscheibe von Hass, Hetze und damit eben Antisemitismus macht.
Dass dies für überzeugte Antifaschisten eine moralisch schwer aushaltbare Wertung ihres Handelns bedeutet, ist nachvollziehbar, ändert aber nichts an dessen Charakter. Antifaschismus schützt nicht vor Antisemitismus, er macht manchmal sogar blind für die Folgen des eigenen Handelns.
Wer etwa das Treiben der antisemitischen BDS-Bewegung unterstützt, und Boykotte, Deinvestitionen und Sanktionen gegenüber Israel fordert, der ist nicht Teil einer selbsterklärten Menschenrechtsorganisation, sondern im mildesten Falle naiver meist jedoch willfähriger Helfershelfer von einer gegen Israel gerichteten Ideologie der Vernichtung des Jüdischen Staates.
Wer den Kampf gegen Antisemitismus wirklich ernst meint, muss diesem in all seinen Schattierungen entgegentreten, egal ob dieser in Springerstiefeln oder im Palästinensertuch daherkommt, auch wenn diese Erkenntnis vielleicht weh tut!
Das jüngste Beispiel einer im mildesten Fall kurzsichtigen Initiative stellt die Erklärung der Führungsspitze namhafter deutscher Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen dar.
In gemeinschaftlich vorgetragener Sorge vor dem Missbrauch des Antisemitismusbegriffs wendet man sich gegen die Eingrenzung des gesellschaftlichen Diskurses. Kurz übersetzt: Zumindest in Bezug auf Israel wird man ja wohl noch mal sagen dürfen…..
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, spricht die sogenannte „Initiative GG 5.3. Weltoffenheit“ dem israelbezogenen Antisemitismus quasi dessen Existenz ab und relativiert damit jene Judenfeindlichkeit, bei der ein zu großer Teil unserer Gesellschaft leider politische Wahrnehmungsstörungen besitzt.
Ja, es gibt ihn, den möglichen Missbrauch von Wertungen menschlichen Handelns, von Worten wie von Taten. Doch weder führt im Engagement gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit der mögliche Missbrauch vom Begriff des Rassismus oder des Faschismus zu einer Initiative besorgter Kulturschaffender, nur beim Engagement gegen Antisemitismus möchte man sich eine diskursive Hintertür offenhalten, weil man israelbezogenen Antisemitismus im Grunde negiert.
Vielleicht ist das Bewusstsein für die in den letzten Jahren gewachsene israelbezogene Judenfeindlichkeit tatsächlich noch nicht in den wohligen Wohnstuben besagter Initiative angekommen, doch sollte sich die Initiative 5.3. dann auch einmal mit Artikel 3.3. beschäftigen und nicht zumindest mittelbar auch noch der BDS-Bewegung das Wort reden, der es über Boykotte und Sanktionen Israels hinaus um die Vernichtung des Jüdischen Staates geht.
Hinterlasse eine Antwort
Sie müssen... (sein)angemeldet sein um einen Kommentar zu schreiben.