Antisemitische Straftaten: Betroffenheitsgesten verlieren an Kraft – Laut NRW-Innenministerium wurden 2021 weit mehr antisemitische Straftaten begangen als 2020 – 437 statt 276. Wo er immer alltäglicher wird, da gewöhnt man sich eher an den Antisemitismus. Wir sollten uns vergegenwärtigen, welches Leid Antisemitismus auslöst. | DIE WELT
Ein Helfer des Antisemitismus ist der Abnutzungseffekt. Die Gefahr der Abnutzung droht sogar bei Nachrichten über verprügelte Kippa-Träger und antisemitisch angepöbelte Holocaust-Überlebende. Auch solche Meldungen verlieren an Zugkraft. Das bestätigen die knappen Zehnzeiler, in denen bisweilen nur noch über solche Ereignisse berichtet wird. Das legt aber auch die Aufmerksamkeitspsychologie nahe: Abnutzung ist kaum vermeidbar. Und das ist gefährlich. Eine zwar nicht offen ausgesprochene, aber faktische Gewöhnung an Judenhass begünstigt das Klima, in dem er gedeiht. Die Statistik spiegelt diesen Effekt. Laut NRW-Innenministerium wurden 2021 weit mehr antisemitische Straftaten begangen als 2020 – 437 statt 276. Und wo er immer alltäglicher wird, da gewöhnt man sich eher an den Antisemitismus.
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