Christlicher Antisemitismus: „Wie viel Widerspruch gibt es?“ – Christlicher Antisemitismus: „Wie viel Widerspruch gibt es?“ Berlins Antisemitismusbeauftragter Samuel Salzborn über Ostern als Wurzel des christlichen Antisemitismus und tradierte antijüdische Ressentiments. | Taz
taz: Herr Salzborn, das Osterfest ist der Kulminationspunkt des christlichen Glaubens – und gleichzeitig die wichtigste Wurzel des christlichen Antijudaismus, der die Juden als „Gottesmörder“ markierte. Ist das heute überhaupt noch ein Thema? Die Recherchestelle Rias verzeichnet bei den antisemitischen Vorfällen in Berlin einen sehr geringen Anteil mit christlichem Hintergrund.
Samuel Salzborn: Antisemitismus bewegt sich auf vielen Ebenen. Was Rias dokumentiert, sind aktive Taten. Ich würde aber davor warnen, Antisemitismus erst in den Blick zu nehmen, wenn die Schwelle zur Gewalt überschritten wird. Die Grundlage jeder antisemitischen Tat ist eine antisemitische Einstellung. Das sieht man auf der Ebene des Individuums, also dass die handelnde Person ein bestimmtes Weltbild hat. Es geht aber auch um das gesellschaftliche Klima: Wie sehr wird Antisemitismus akzeptiert, wie viel Widerspruch gibt es? Haben Antisemitinnen und Antisemiten das Gefühl, dass sie etwas tun, was von einigen oder vielen in der Gesellschaft oder ihrer Peergroup geteilt wird?
Samuel Salzborn: Antisemitismus bewegt sich auf vielen Ebenen. Was Rias dokumentiert, sind aktive Taten. Ich würde aber davor warnen, Antisemitismus erst in den Blick zu nehmen, wenn die Schwelle zur Gewalt überschritten wird. Die Grundlage jeder antisemitischen Tat ist eine antisemitische Einstellung. Das sieht man auf der Ebene des Individuums, also dass die handelnde Person ein bestimmtes Weltbild hat. Es geht aber auch um das gesellschaftliche Klima: Wie sehr wird Antisemitismus akzeptiert, wie viel Widerspruch gibt es? Haben Antisemitinnen und Antisemiten das Gefühl, dass sie etwas tun, was von einigen oder vielen in der Gesellschaft oder ihrer Peergroup geteilt wird?
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