Die klassischen Muster der Judenverachtung (4) | Achgut
Juden betrachten die biblischen Bücher nicht nur als religiöse Schriften wie andere Völker, sondern als Werke ihrer Nationalliteratur, in denen ihre Identität begründet ist. Dem dialogischen Charakter dieser Bücher folgend, hat das jüdische Volk billige Einseitigkeit vermieden und sich der Komplexität und Ambivalenz des menschlichen Daseins ausgesetzt, sowohl im Geistigen, wovon das talmudische Schrifttum zeugt, als auch im Verhältnis zur jeweils umgebenden Gesellschaft. Das im täglichen Studium erfahrene Wissen um die im biblischen Text vorgeführte Differenziertheit menschlicher Haltungen und die talmudische Debatte führten zu einer sonst unüblichen Kultur des Zweifels, zu einer weitgehenden Berücksichtigung des Anderen und zugleich zur Skepsis gegenüber dem Eigenen.
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