Die Vermessung des Hasses – Ein neuer Verein will alle antisemitischen Vorfälle dokumentieren – auch jene, bei denen nicht gegen das Gesetz verstoßen wurde. Das soll eine Lücke in der Polizeistatistik füllen. | F.A.Z. Edition
FRANKFURT, 4. November. Am Brandenburger Tor verbrennen sie Israel-Fahnen, in Chemnitz greifen sie ein jüdisches Restaurant an, und in Berliner Schulen mobben sie jüdische Kinder – immer wieder kommt es im Land zu antisemitisch motivierten Übergriffen, doch wie hoch die Zahl der Vorfälle genau ist, das weiß niemand so richtig. Um ein schärferes Bild zu erhalten, wurde kürzlich der Bundesverband Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus in Berlin gegründet, kurz Rias, nicht zu verwechseln mit dem früheren Berliner Rundfunk. Der neue Verein will bundesweit antisemitische Vorfälle dokumentieren, möglichst auch jene, bei denen die Grenze zur Strafbarkeit nicht überschritten wurde – dies ist eine Forderung, die der Zentralrat der Juden schon lange stellt. „Die Besorgnis innerhalb der jüdischen Gemeinschaft über den grassierenden Antisemitismus ist außerordentlich groß. Ein exaktes Monitoring von Antisemitismus ist eine unabdingbare Voraussetzung, um Antisemitismus jeglicher Couleur erfolgreich bekämpfen zu können“, sagte der Geschäftsführer des Zentralrats, Daniel Botmann, dieser Zeitung. Er ist im Vorstand des Vereins.
Hinterlasse eine Antwort
Sie müssen... (sein)angemeldet sein um einen Kommentar zu schreiben.