Kommentar von Honestly Concerned
"...Wie in jeder guten, schlechten Beziehung hat mein Typ gerade ein echtes Kommunikationsproblem. Statt zu sagen, was ist, raunt er lieber vieldeutig herum. Das aber mehrstimmig. Ganze sechs Autoren fuhr etwa der Spiegel auf, um wolkige zweieinhalb Seiten mit Spekulationen über etwaige Hintergründe der Bundestagsresolution aufzufahren, die BDS als antisemitisch einstuft. Die sechs Edelfedern hatten auf den zwei Seiten dann Großes zu enthüllen: Lobbygruppen machen Lobbyarbeit. Schock.
Das ist, wenn es um die Auto- oder Bauernlobby geht, selten zwei Seiten wert. Aber weil es hier um Israel und Antisemitismus geht, absolute Triggerpunkte im deutschen Journalismus (echt mal, der Typ hat da ein Trauma, der braucht doch ’ne Therapie!), wird hier daraus der Grundtenor: jüdische Lobbygruppen steuern die deutsche Nahostpolitik. Belege? Quellen? Mhm. Unter vielen „nach Medienberichten“, „soll“ und „der Verdacht liegt nahe“ ist von Geldern (Parteispenden) und natürlich dem Mossad die Rede. Einzige „Tatsache“, die die Autoren liefern, ist: „Am Ende ist die Resolution so, wie Adler und die ‚WerteInitiative‘ (also die Lobbygruppe, um die es geht, Anm. d. Red.) sie sich gewünscht haben.“ Puh, „jüdische Weltverschwörung“ gerade nochmal aufgedeckt. Alter Falter – äh – Spiegel: das antisemitische Muster, das ihr da bedient, fällt euch doch selbst auf?..."
Der Journalismus war für mich immer einer dieser Typen, mit denen es einfach perfekt zu passen schien. Es stimmt einfach alles, sagt man seinen Freunden über so einen Typen, obwohl man da schon weiß – oder wüsste, wenn man denn ehrlich mit sich selbst wäre –, dass man eigentlich nur die krasse Anziehung meint. Dass das mit den tollen Werten, die man teilt, eigentlich nicht so ganz stimmt. Aber Liebe lebt ja oft vom Ignorieren. Vom Schönreden. Zumindest eine Zeit lang.
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