Essay: Wenn die Worte versagen – Die offizielle Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus hat seit Langem etwas unangemessen Einlullendes. Doch weder politisch korrekte Textbausteine noch empathielose Forschung bringen weiter | WELT
Am 27. Januar gedenkt Deutschland offiziell der Opfer des Nationalsozialismus. Der Tag, an dem sich die Befreiung des KZ Auschwitz jährt, war 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Herzog initiiert worden. Die Redner der Gedenkstunden im Deutschen Bundestag – überlebende Zeitzeugen oder nachgeborene Politiker – geben sich seither alle Mühe, „die Erinnerung“, wie es heißt, „wachzuhalten“. Über die Jahre hinweg ist evident geworden, dass gerade Zeitzeugen wie Simone Veil, Elie Wiesel, Jorge Semprún, Imre Kertész oder Ernst Cramer jeglichen Sprachkitsch verschmähten. Sie nämlich mussten nicht zurückgreifen auf banal gewordene Textbausteine wie: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen“ oder: „Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen“.
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