#jesuisjuif / #jesuisjuive | Wiener Zeitung Online

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Es war am heutigen Montag das Thema Nummer eins: mit wem immer man von der Wiener jüdischen Gemeinde gesprochen hat – die Empörung war groß. Viele sind dem Aufruf der Bundesregierung sowie der in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften gefolgt und haben Sonntag Nachmittag an der Kundgebung unter dem Motto #jesuischarlie am Ballhausplatz teilgenommen…


10 Kommentare
  • Sacha Stawski

    „Im Namen Gottes darf niemals getötet werden“
    Erklärung des Vorstands des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich zu den Konsequenzen des Terrors von Paris seit dem Anschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ – „Die Opfer im Supermarkt mussten sterben, weil sie Juden waren“

    Wien, 12.01.15 (örkö) „Im Namen Gottes, der ein Freund des Lebens ist, darf niemals getötet werden“, heißt es in einer am Montag verabschiedeten Erklärung des Vorstands des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) zu den Konsequenzen des Terrors von Paris seit dem Anschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“: „Jeder Versuch, Bluttaten durch Berufung auf ein angebliches göttliches Gebot zu rechtfertigen, stellt eine ungeheure Gotteslästerung dar“. Wörtlich wird in der Stellungnahme betont: „Als Christen stehen wir bedingungslos auf der Seite der Opfer und der Verfolgten. In diesem Sinn schließen wir uns auch dem Offenen Brief der Israelitischen Kultusgemeinde an: Die vier Terroropfer in einem Pariser Supermarkt starben nicht, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren, sondern weil sie als Juden am Freitagnachmittag in einem jüdischen Supermarkt für den Sabbat einkaufen wollten. Sie starben, weil sie Juden waren“. Der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich teilt die Sorge jüdischer Gemeinden über die erneute Ausbreitung des Antisemitismus in Europa.

    Die Antwort auf die jüngste Terrorwelle müsse eine mehrfache sein, heißt es in der Erklärung des ÖRKÖ-Vorstands:

    „Es geht darum, die Goldene Regel in Erinnerung zu rufen, die in den Heiligen Büchern aller Religionen verankert ist. In der Bergpredigt heißt es: ‚Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!‘ (Matthäus-Evangelium, Kap. 7, Vers 12)

    Es geht darum, die religiöse Unwissenheit zu bekämpfen, die die politische Instrumentalisierung religiöser Begriffe ermöglicht.

    Es geht darum, auch im interreligiösen Dialog – nicht zuletzt im Dialog zwischen Christen und Muslimen – das Thema Antisemitismus beherzt aufzugreifen. Ein solcher Dialog ist nicht möglich, wenn der Antisemitismus stillschweigend hingenommen wird. Die christlichen Kirchen haben nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts in einem mühevollen Prozess gelernt, ihre jüdischen Wurzeln zu erkennen und hochzuschätzen. Ausdruck dessen ist der ‚Tag des Judentums‘, der seit einigen Jahren jeweils am 17. Jänner – am Vorabend der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen – in allen christlichen Kirchen begangen wird.

    Es geht darum, die politische Erziehung der Jugend zu vertiefen, damit die Jugendlichen verstehen, dass die Demokratie am besten der Würde des nach dem Ebenbild Gottes geschaffenen Menschen entspricht. Das Bekenntnis zur Demokratie umfasst den Respekt vor den grundlegenden Menschenrechten wie der Religionsfreiheit, der Meinungsfreiheit, aber auch die Hochschätzung des gesellschaftlichen Miteinanders, der Nächstenliebe und Solidarität.

    Es geht darum, den Respekt vor authentischen religiösen Überzeugungen in der Öffentlichkeit zu stärken. Deren Diffamierung aus welchen Gründen auch immer ist ebenso entschieden abzulehnen wie jede rassistische Diskriminierung“.

    Der ÖRKÖ-Vorstand macht sich abschließend das „Gemeinsame Statement der gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften“ Österreichs zur „aktuellen Situation von religiös begründeter Gewalt“ vom 20. November 2014 zu eigen: „Wir sehen es als unsere Aufgabe, auf unsere eigenen Mitglieder und Anhänger entsprechend einzuwirken, damit ein respektvoller Umgang zwischen den Menschen der unterschiedlichen Religionen in unseren Religionsgemeinschaften und darüber hinaus gelebt und vertieft wird.

    Dieser wertschätzende Umgang beschränkt sich keinesfalls auf den religiösen Bereich, sondern betrifft uneingeschränkt die gesamte Gesellschaft.

    Wir sehen es als unsere Aufgabe, ein respektvolles und friedvolles Miteinander aller Menschen zu unterstützen, zu fördern und gegebenenfalls einzufordern“.

    (Infos: Erich Leitenberger, Tel. 0664/515 52 69, E-Mail: leitenberger@pro-oriente.at). (ende)

  • Sacha Stawski

    APA – Attacke in Paris – Mitterlehner weist IKG-Kritik zurück – Vizekanzler spricht von „richtiger Tonalität“ Wien/Paris (APA) – Vizekanzler ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner hat am Montag die Kritik der israelitischen Kulturgemeinde zurück gewiesen, wonach bei der Gedenkkundgebung am Sonntag in Wien vergessen worden sei, die jüdischen Opfer extra zu erwähnen. „Ich glaube, es war die richtige Vorgangsweise und die richtige Tonalität und das richtige Wording“, sagte Mitterlehner.
    Man habe mit den Verantwortlichen vorher und nachher diese Frage diskutiert, erklärte Mitterlehner vor Journalisten auf die IKG-Kritik angesprochen. Es sei keine Absicht gewesen, aber wäre aus Sicht Mitterlehners auch „nicht sinnvoll“ gewesen, nach Religion oder sonstigen Zugehörigkeiten zu differenzieren. „Wir haben im besten Wissen und Gewissen pauschal aller Opfer gedacht“.
    Im Rahmen ihres Bundesparteivorstandes zum Jahresauftakt hat die ÖVP am Montag auch eine Erklärung beschlossen: „Wir fordern Geschlossenheit, Entschlossenheit und Solidarität im Kampf gegen den Terrorismus“, erklärte Mitterlehner. Unter anderem erwarte man auch von der EU-Kommission einen neuen Anlauf zur Vorratsdatenspeicherung, an dem sich Österreich dann orientieren solle.
    „Keiner kann zur Stunde Terrorattentate ausschließen“, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bei der Pressekonferenz nach dem Parteivorstand. Gleichzeitig versicherte sie aber, dass Österreich gut vorbereitet sei.
    Wie viel die von Mikl-Leitner angekündigte Sicherheitsoffensive kosten wird, ist derzeit noch nicht klar. Finanzminister Hans Jörg Schelling erwartet noch diese Woche das Konzept des Innenministeriums, das man dann sorgfältig durchgehen werde. Das Thema Sicherheit in dieser schwierigen Situation „muss uns auch etwas wert sein“, betonte er aber. Alle Ressorts müssten zusammen halten.

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