Meinung: Knessetwahl – Tel Aviv ist nicht Israel – Die falschen Prognosen von Presse und Demoskopen zeigen auf, wie polarisiert das Land ist – Shimon Stein | Jüdische Allgemeine

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Die Überraschung kam am nächsten Morgen: Benjamin Netanjahu und sein Likud hatten die Knessetwahl gewonnen, und alle wunderten sich. Es war doch anderes vorhergesagt gewesen, und nun müssen sich gerade die Medien und die Demoskopen der Kritik stellen.

Denn tatsächlich hat sich ein langfristiger Trend in der israelischen Gesellschaft bestätigt: Die israelische Wählerschaft tickt rechts. Die Parteien rechts der Mitte haben die Mehrheit, weil es bei den Wählern ein Bedürfnis nach Bewahrung ihrer jüdischen Identität gibt. Nur Parteien, die die Befriedigung dieses Bedürfnisses versprechen, können mit Zustimmung rechnen. Benjamin Netanjahu hat dies erkannt: Er hat einerseits Ängste geschürt, andererseits diese Sehnsucht nach Identität befriedigen können…

Meinung: Knessetwahl – Tel Aviv ist nicht Israel – Die falschen Prognosen von Presse und Demoskopen zeigen auf, wie polarisiert das Land ist – Shimon Stein | Jüdische Allgemeine

Kommentar von Honestly Concerned

KOMMENTAR VON THOMAS SCHREIBER:
Shimon Stein irrt in einem entscheidenden Punkt.
Die israelische Gesellschaft tickt nicht unbedingt rechts (je nachdem wie dieser Begriff definiert wird). Vielmehr mögen es die Israelis nicht, wenn deren Sitten und Gebräuche in den Dreck gezogen werden. Genau das aber hat der Künstler Jair Garbuz unwidersprochen bei einer Wahlkampfveranstaltung der Arbeitspart (zionistisches Lager) getan, indem er die Sitte des Mesusa Küssens und die Verehrung von Gräbern als Götzendienst lächerlich machte.
Vergleich: könnte die CSU in Bayern einen Wahlkampf gewinnen mit einer Kampagne gegen Kerzen Anzünden in der Kirche oder Bekreuzigen, weil das „Götzendienst“ sei? Nein, damit würde sich diese Partei „unwählbar“ machen. Genau das ist dem zionistischen Lager widerfahren.
Die Parteien unterschieden sich in sozialen oder Friedensfragen kaum. Auch Herzog stimmte Netanjahus Iran-Politik zu und der Unmöglichkeit eines Friedens mit den Palästinensern derzeit. Die Rede von Garbuz wird heute sogar von Vertretern des zionistischen Lagers als „schwerster Schaden“ gesehen. Man muss selber gar nicht fromm sein, um dennoch die eigenen Sitten und Gebräuche zu respektieren.
Was „Ängste schüren“ angeht, so haben die „Linken“ dem Netanjahu in Nichts nachgestanden. Die haben genauso Ängste vor Netanjahu geschürt, der inzwischen schon 3 Mal von einer Mehrheit gewählt worden ist. Auch das war ein Schlag gegen die Identität der Mehrheit des Volkes und ein Grund, die „Linken“ nicht zu wählen.

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