Schabat Schalom – kurz gefasst | NDR
Die NDR Info Sendung Schabat Schalom berichtet über religiöse und weltliche Themen aus jüdischer Perspektive. Hier finden Sie die zuletzt gesendeten Beiträge zum Nachhören.
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Kommentar von Honestly Concerned
Simone Hofmann: "Ich entschuldige mich schon vorab für den ungewöhnlich langen Text.
Liebe Freunde, ich habe gestern von einem lieben Freund diesen Link bekommen. Dann habe ich mir überlegt ob ich Öl ins Feuer schütten soll und es auf Facebook veröffentlichen soll. Wie Ihr seht, habe ich mich dazu entschlossen diesen Link auf FB zu veröffentlichen. Aber nicht um Öl ins Feuer zu schütten. Hört einfach mal selbst rein. Was ist wie und wo am Judentum befremdlich? Gehen Juden nicht mit der Kippa, weil sie angepasst sein wollen? Ist es das? Ehrlich gesagt, bei allem Respekt habe ich selten so einen Blödsinn gehört wie hier in diesem kurzen Statement. Chabad zu erwähnen und zu sagen, dass Politiker die sich mit Chabad Vertretern fotografieren lassen dazu beitragen, dass ein verzerrtes Bild vom Judentum dargestellt wird, finde ich persönlich unmöglich. Für den einen ist die Kippa, die eine Frau auf Kopf hat und für den anderen die Pajes (Schläfenlocken)?
Jeder muss für sich seinen Weg finden. Jüdisch sein ist eine eben nicht nur eine Frage der Geburt sondern eben auch eine Frage der eigenen Identität. Anpassung um jeden Preis? Das hatten wir hier doch schon und wohin hat es uns gebracht? Hier den Zwist der Gemeinde Frankfurt mit Chabad zu erwähnen, ist einfach unpassend und falsch. Genau solche Statements verzerren das Judentum in Deutschland. Ich bin nicht fromm, lebe mein Judentum so wie ich es von meinen Eltern gelernt habe traditionell, aber keinesfalls angepasst. Ich mache mir keine Gedanken darüber ob mich jemand als Jude identifiziert oder nicht. Es spielt für mich keine Rolle. Ich trage meinen Davidstern mit Stolz und würde ihn nie ablegen. Ich bin froh, dass es Menschen gibt, für die Jüdischsein auch bedeutet alte Traditionen nach außen zu zeigen. Aber das ist vielleicht dem frommen jüdisch-polnischen Background meines Vaters geschuldet. Vor dem Krieg war die Familie fromm. Nach der Shoa hatte mein Vater seine Religion anders definiert. Er fühlte sich jüdisch mit jeder Faser seines Herzens und war ein großer Israelfreund, aber er zweifelte an so Vielem, was die Religion ausmacht. Man kann Orthodox, liberal, konservativ, traditionell oder reformierter Jude sein - uns eint aber, dass wir alle Juden sind. Niemand hat das Recht eine bestimmte religiöse Gruppe zu stigmatisieren und niemand hat die Deutungshoheit über andere zu richten wie sie ihr Judentum leben. Ich bin traditionell aufgewachsen und tue mich mit weiblichen Rabbinerinnen schwer, die mit Kippa aus der Thora lesen, aber auch das ist eben eine Ausdrucksform sein Judentum zu leben. Ich tue mich aber genauso schwer beim Gottesdienst hinter einem Vorhang zu sitzen. Nur stigmatisiere ich niemanden, weil er oder sie sein oder ihr Judentum so oder so lebt. Das ist es, was ich hier an diesem Statement in dem Podcast sehr kritisiere. Ich bin entsetzt, dass so was so gesagt wird. Manche Juden tragen tatsächlich heute keine Kippa mehr in der Öffentlichkeit und es hat tatsächlich damit zu tun, dass sie Angst haben das zu tun und nichts damit dass sie angepasst sein wollen und nicht als Juden identifiziert werden wollen. Man kann sich die Situation auch schön reden, aber der wahre Grund ist heute leider eben wieder die Angst als Jude erkannt zu werden und nicht weil man angepasst sein will. Wie gesagt, niemand hat die Deutungshoheit zu definieren wie man als Jude in Deutschland zu leben hat."
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