Kommentar von Honestly Concerned
Der Bundespräsident wird auf seiner derzeit stattfindenden Israelreise von einer kleinen exklusiven und auserlesenen Delegation von nur 10 Personen begleitet. Dazu zählen einige der zu erwartenden und absolut zu schätzenden Personen, wie Uwe Becker, als Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft; Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland; wie auch die von uns hoch geschätzte Friede Springer, Vorstandsvorsitzende der Friede Springer Stiftung. Ebenfalls dazu zählen Daniel Donskoy, Schauspieler, Musiker und up-and-coming Talkshow Moderator; Tamara Or, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum; Hetty Berg, Direktorin des Jüdischen Museums Berlin; sowie die weitgehend unbekannte Direktorin des Yad-Vashem-Büros Berlin, Ruth Ur. Soweit so gut.
Weiter gehört - für viele nicht wirklich verständlich - der oft eher umstrittene, aber doch irgendwie im weitesten Sinne noch nachvollziehbare Direktor der Bildungsstätte Anne Frank Frankfurt, Meron Mendel, zu der Delegation. Endgültig aufhören tut jedoch jedes Verständnis für die Auswahl der Personen bei Omri Boehm, der entgegen all der anderen keine offizielle Funktion hat und entsprechend auch nur als "Philosoph und Autor" aufgeführt wird.
Omri Boehm ist in Deutschland kein Unbekannter, wenn es um Israel geht. Er ist nicht einfach nur ein "Israelkritiker", wie es ach so viele gibt. Er ist jemand, der Israel das Recht abstreitet ein jüdischer Staat zu sein und seine pro-BDS, wie auch seine anti-Zionistischen Haltungen sind längstens bekannt. So ist es auch nicht überraschend, dass Boehm von BDS-nahen und anti-Israelischen Organisationen, einschließlich der so genannten "Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost", hofiert wird. (Zu Boehm siehe auch: MENA WATCH - Wie Deutschlands Linke an Israel den „Nationalismus“ bekämpft - Während Omri Boehm weder in Israel noch in der arabischen Welt irgendeine Bedeutung besitzt, wird er in Deutschland wie ein Prophet gefeiert. - https://www.mena-watch.com/wie-deutschlands-linke-an-israel-den-nationalismus-bekaempft/).
Während also keine Vertreter von Nichtregierungsorganisationen oder wirklich engagierte Personen aus der Zivilgesellschaft eingeladen wurden, die sich um die Deutsch Israelische Freundschaft und Verständigung bemühen, hat unser Bundespräsident jemanden ausgewählt, der einschlägig vorbelastet ist. Die Einladung von Boehm ist ungefähr so als ob Präsident Rivlin bei einem Staatsbesuch nach Deutschland ausgerechnet Deutsche aus Israel mitgebracht hätte, die Deutschlands Existenzrecht als deutscher und demokratischer Staat in Frage stellen und die kein gutes Wort über Deutschland über ihre Lippen bringen. Aber warum sollte Rivlin so etwas tun? Das hätte er niemals getan. Also warum tut unser Bundespräsident so etwas...?!?
Auffällig sind übrigens noch ein paar weitere "kleinere" protokollarische "Ungereimtheiten", die aber doch deutliche Akzente setzen, angefangen damit, dass in den wenigen weiterführenden Links auf der Seite des Bundespräsidenten zu dem Staatsbesuch (https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Berichte/DE/Frank-Walter-Steinmeier/2021/06/210630-0702-Reise-Israel.html) ausgerechnet ein Interview mit der linken Haaretz ausgewählt wurde. Noch deutlicher aber ist, dass es normalerweise während solchen offiziellen Reisen üblich ist, dass auch ein Treffen mit dem Anführer der Opposition eingeplant wird (wie auf allen vorangegangenen Reisen auch). Dieses Mal nicht. Herr Steinmeier hatte wohl kein Interesse an einem Treffen mit dem Vorsitzenden der Likud Partei, Benjamin Netanjahu. Im Programm auf der Website sind dann auch noch so kleine Fehler, wie "Gespräch mit dem alternierenden Präsidenten des Staates Israel, Yair Lapid". Lapid ist alternierender Premierminister und nicht Präsident!
Nachfolgend noch einige mehr Informationen über Boehm, um für jeden verständlich zu machen, warum diese Einladung so skandalös ist.
In einem Essay im Juni 2015 zum Thema "Violent Boycotts and the BDS Movement" (https://lareviewofbooks.org/article/bds-freedom-of-speech-violence-a-night-of-philosophy/) beschrieb Boehm seine Position so:
"...I have suggested in the past that Israelis should prefer prison to engaging in obligatory military service in the occupied territories; and I have argued that a Jewish state cannot function as a liberal democracy. Given these views, it isn’t my business to fiercely oppose BDS. We have come to a point in which it is necessary to get our hands dirty when fighting for the rights of Palestinians. Boycotts of, divestments from, and sanctions on Israeli institutions are ways to pressure the Israeli government, and to begin to produce some change. The prevalent feeling in Israel is that business can and will continue as usual without outside pressure, resulting in 50 more years of military occupation. Israel’s recently elected far-right government, which has just launched a massive campaign attempting to delegitimize BDS activities, is the clearest example that change in this country can no longer come from within...."
Wem das nicht reicht, hier einige weitere Links:
- DLF - Philosoph Omri Boehm„Zionismus nicht vereinbar mit humanistischen Werten“ - https://www.deutschlandfunk.de/philosoph-omri-boehm-zionismus-nicht-vereinbar-mit.1184.de.html?dram:article_id=306399
- YOUTUBE - Israel - eine Utopie - Omri Boehm - https://youtu.be/QWKXi9jhacU
- JÜD. ALLG. - Dem Philosoph ist nichts zu doof - Warum ein israelischer Intellektueller eine angebliche deutsche Zurückhaltung im Nahostkonflikt beklagt - https://www.juedische-allgemeine.de/politik/dem-philosoph-ist-nichts-zu-doof/
- ZEIT - Israel und BDS: Gleichheit ist nicht antisemitisch - von Omri Boehm - https://www.zeit.de/kultur/2020-12/israel-juedischer-staat-bds-bundestag-palaestinenser-boehm
- QUANTARA - Interview mit dem israelischen Philosophen Omri Boehm: "Die Republik Haifa" - Ein Staat für alle - Der israelische Philosoph Omri Boehm, Autor des Buches „Israel: eine Utopie“, sieht angesichts eines zu erwartenden Rechtrucks bei den kommenden israelischen Wahlen die Notwendigkeit einer offeneren Diskussion über die Zukunft jenseits der gescheiterten Zweistaatenlösung. Dabei sollte auch der Begriff des jüdischen Staates kein Tabu sein. - https://de.qantara.de/inhalt/interview-mit-dem-israelischen-philosophen-omri-boehm-die-republik-haifa-ein-staat-fuer-alle?nopaging=1
- PHILOMAG.DE - Omri Boehm: „Die deutsche Haltung gegenüber Israel spiegelt eine unachtsame Art der Achtsamkeit wider“ - https://www.philomag.de/artikel/omri-boehm-die-deutsche-haltung-gegenueber-israel-spiegelt-eine-unachtsame-art-der
Es gibt noch unendlich mehr, aber das sollte eigentlich reichen, um die Haltung Boehms zu erkennen…
„…Eine Delegation begleitet den Bundespräsidenten auf seiner Reise. Dazu zählen: Michelle Müntefering (MdB), Staatsministerin, Auswärtiges Amt; Elisabeth Motschmann (MdB), Auswärtiger Ausschuss und Ausschuss für Kultur und Medien; Uwe Becker, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft; Hetty Berg, Direktorin des Jüdischen Museums Berlin; Omri Boehm, Philosoph und Autor; Daniel Donskoy, Schauspieler und Musiker; Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank; Tamara Or, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum; Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland; Friede Springer, Vorstandsvorsitzende der Friede Springer Stiftung und Ruth Ur, Direktorin des Yad-Vashem-Büros Berlin…“
Hinterlasse eine Antwort
Sie müssen... (sein)angemeldet sein um einen Kommentar zu schreiben.