TV-Kritik: „Anne Will“: Feinde der offenen Gesellschaft – Anne Will thematisiert den Antisemitismus. Es wird ein Einblick in die Widersprüche unserer politischen Kultur. | FAZ
Zeitzeugen haben einen unschätzbaren Vorteil: Sie vermitteln Authentizität. Wie das funktioniert, war gestern Abend in Anne Wills Sendung zu erleben. Es ging um das „Holocaust-Gedenken“ und die Frage, „wie antisemitisch ist Deutschland heute?“ Esther Bejarano ist dreiundneunzig Jahre alt und überlebte im Mädchenorchester von Auschwitz das Vernichtungslager. Sie schilderte eindringlich ihre Erlebnisse. Wie sich ihr Vater als „deutscher Patriot“ die Ermordung der Juden nicht vorstellen konnte. Die Deutschen ließen das nicht zu, so meinte er in den 1930iger Jahren. Wie er lieber bei seiner jüdischen Ehefrau blieb als sein eigenes Leben durch Scheidung zu retten.
Burkard Schulte-Vogelheim
Sozialismus der dummen Kerls, so August Bebel über den Antisemitismus in den eigenen Reihen.