Warum feiern wir im Jahr 2021 1700 Jahre jüdisches Leben? | 2021 JLID |Vimeo

Heute startet unsere Video-Reihe in Kooperation mit „Bubales“, dem einzigen jüdischen Puppentheater in Deutschland. In der ersten Folge erklären die Puppen („Bubales“) in einem kurzen Video, warum wir im nächsten Jahr 1700 Jahre jüdisches Leben feiern und was das mit dem Edikt aus dem Jahr 321 zutun hat:
Am 11. Dezember 321 erlässt der römische Kaiser Konstantin ein Edikt (Gesetz). Es legt fest, dass Juden städtische Ämter in der Kurie, der Stadtverwaltung Kölns, bekleiden dürfen und sollen. Dieses Edikt belegt eindeutig, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger integrativer Bestandteil der europäischen Kultur sind. Eine frühmittelalterliche Handschrift dieses Dokuments befindet sich heute im Vatikan und ist Zeugnis der mehr als 1700 Jahre alten jüdischen Geschichte in Deutschland und Europa.
Die „Bubales“ werden uns im gesamten Festjahr in die Welt der jüdischen Feiertage einführen.

HIER WEITERLESEN: VIMEO.COM

Kommentar von Honestly Concerned
Das Gedenken und die Erinnerung an 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland ist wichtig und so sind prinzipiell alle Bemühungen diesem gerecht zu werden sehr zu begrüßen. Gleichwohl sind diese Bemühungen mit einer Verantwortung verbunden. Hierbei geht es um Außenwirkung und was genau man in diesem Zusammenhang über Deutsches Judentum vermitteln möchte. In dieser Hinsicht ist dieses Video aus unserer Sicht mehr als problematisch!
Es fängt schon mit dem Titel des Videos an: Wir GEDENKEN 1700 Jahr Jüdisches Leben und feiern dieses ausdrücklich NICHT (!). Dazu gab es viel zu viele "Geschehnisse" in den 1700 Jahren, die in der Ermordung von 6 Millionen Juden gipfelten; etwas was man wohl kaum feiern kann.
Auch heißt es, dass es im Jubiläumsjahr darum ginge "zu verdeutlichen, dass Juden ein integrierter Bestandteil der deutschen Gesellschaft und Geschichte waren und sind", genauso wie "wesentliches Ziel sei, die vielen Facetten jüdischen Lebens in Deutschland darzustellen". Dieses Video, bei dem nicht wirklich erkennbar ist, wer eigentlich die Zielgruppe sein soll, erreicht das Gegenteil.
Die Darstellung der Juden ist mehr als klischeehaft und geht völlig an der Sache vorbei eine Offenheit für die Facetten Jüdischen Lebens widerzuspiegeln. Ist den Puppenspielern eigentlich bewusst, dass es auch Juden mit weniger "jüdischen" Namen, oder lächerlich klingenden Akzenten gibt?!? Geht es nicht viel mehr darum die NORMALITÄT des Judentums darzustellen?!?
Darüber hinaus ist die Puppenkunst dieses Spiels furchtbar, uninspiriert und vollkommen an der Zielgruppe (vermutliche nicht-jüdische Kinder?) vorbei. Kinder werden dieses wahrscheinlich teuer produzierte Video wohl kaum anschauen und würden sich, selbst wenn sie es gezeigt bekommen, gelangweilt wegdrehen. Im wahrscheinlichsten Fall würde es zu Fragen, wie "Mama, warum sprechen die Juden so komisch?", enden. Und Erwachsene werden sich wohl erst recht nicht von dieser lächerlichen, dümmlichen und kindischen Produktion angesprochen fühlen, die in einigen Juden, mit denen wir uns diesbezüglich ausgetauscht haben, eher ein Gefühl des Ärgernisses ausgelöst hat.
Wie gesagt, das Gedenken an dieses Jubiläum ist wichtig und richtig. Nun hoffen wir, dass die hohe Anzahl der vielen weiteren Projekte ihrer Verantwortung besser gerecht werden sowohl die Geschichte Jüdischen Lebens, wie aber vor allem auch die Vielfältigkeit, die Alltäglichkeit, aber auch die vielen beeindruckenden Aspekte des heutigen Jüdischen Lebens richtig widerzuspiegeln.
Weitere Reaktionen, Links und mehr zu dem Jubiläumsjahr folgen in den Kommentaren unter diesem Beitrag auf der Honestly Concerned e.V. Facebookseite...