Kommentar von Honestly Concerned
Bundesverband RIAS e.V.: "Der rechtsextreme Videoblogger Nikolai Nerling, bekannt als „der Volkslehrer“, wurde am gestrigen Montag durch das Amtsgericht Dachau wegen Leugnung von NS-Verbrechen und Hausfriedensbruch zu 180 Tagessätzen à 60 Euro verurteilt, sein Kameramann Stefan Z. zu 30 Tagessätzen à 30 Euro. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und kann angefochten werden.
Begleitet von Z. hatte Nerling am 4. Februar 2019 das Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau / Dachau Concentration Camp Memorial Site betreten, um ein erinnerungsabwehrendes und Schoa- bzw. andere NS-Verbrechen hinterfragendes Video zu drehen. Dabei pöbelte er mit Aussagen wie „Glaubt nicht alles, was man Euch bei der Führung erzählt“, „Es war ja gar nicht so schlimm hier“, „Ihr werdet hier manipuliert“ eine dort anwesende Schulklasse an (https://twitter.com/robertandrea…/status/1204104158623780865).
Wie RIAS – bundesweite Koordination gemeldet wurde, war Nerling etwa eine Woche zuvor in der Gedenkstätte Bergen-Belsen, wo er die Ermordung von Jüdinnen_Juden in Bergen-Belsen in Zweifel zog. Zudem sagte er einem Mitarbeiter der Gedenkstätte, es werde ein Gericht kommen und über Leute wie ihn, die das deutsche Volk schmähten, richten (https://www.welt.de/…/Antisemitismus-Rechtsradikale-nutzen-…).
Nerling, ehemals Lehrer an einer Grundschule in Berlin-Mitte, war seit mindestens 2015 im verschwörungsideologischen Milieu aktiv (https://www.facebook.com/friedensdemowatch/posts/2733152333405672). RIAS Berlin - Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin dokumentierte schon im Oktober 2016 Infragestellung der Schoa durch Nerling (https://www.facebook.com/AntisemitismusRechercheBerlin/posts/1714466425541705). Im April 2017 war Nerling am Rande des „March for Science Berlin“ an einer Flyeraktion beteiligt, bei der die Schoa in Zweifel gezogen wurde, wie auch auf dem Schild, das er mit sich führte (https://www.facebook.com/AntisemitismusRechercheBerlin/posts/1834518503536496). Seit 2017 betrieb Nerling einen (inzwischen gelöschten) Kanal auf YouTube, auf dem er verurteilten Schoa-Leugner_innen wie Ursula Haverbeck, Horst Mahler oder Alfred Schaefer und anderen Rechtsextremen eine Bühne bot. Aufgrund dieser Aktivitäten wurde Nerling 2018 von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie fristlos entlassen (https://www.facebook.com/AntisemitismusRechercheBerlin/posts/2051340708520940), wogegen er erfolglos klagte (https://www.welt.de/…/Volkslehrer-Kuendigung-des-Verschwoer…).
2018 und 2019 mobilisierte Nerling jeweils für den an oder kurz nach dem 9. November stattgefundenden Aufmarsch der Neonazi-Kleinstpartei „Die Rechte“ anlässlich des Geburtstages der in Bielefeld-Brackwede inhaftierten Haverbeck. An dem Aufmarsch 2018 beteiligte sich Nerling und hielt eine Rede, in der er Erinnerungspädagogik als „eine seelische Vergewaltigung“ und „Völkermord“ bezeichnete (https://www.facebook.com/…/a.1463499907305…/2204961603158849)."
Als Nikolai Nerling an dem Tag im Februar das Tor zum ehemaligen Konzentrationslager mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht frei“ zuschlägt und einer Gruppe von Schülern, die sich dahinter befindet und eigentlich eine Führung über das Gelände machen will, zuruft, dass sie jetzt eingesperrt seien, ist das für ihn nicht mehr als ein „pietätloser Scherz“. So wird er es später vor Gericht nennen, einen „Scherz“. Tatsächlich ist das wohl die Spitze einer Respektlosigkeit und Verhöhnung nicht nur der mehr als 41 500 Menschen, welche die Nazis im KZ Dachau umbrachten, sondern auch aller anderen Opfer des Nationalsozialismus. Anschließend geht Nerling an diesem Tag auf die Schüler zu und sagt ihnen, dass sie nicht alles glauben sollten, was man ihnen in der Gedenkstätte erzähle.
Josef Keller
Recht so