Wie antisemitischer Wahn rationalisiert wird | Mena Watch

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3 Kommentare
  • David Sofer

    Und so rationalisieren Nazis Antisemitismus. „Israelische Besatzung“ und „jüdische Kriegserklärung“ ist die Rationalisierung von Menschenhass und das ist ein Zivilisationsbruch. Jeder Genozid begann mit der Zeit angepassten sprachlich anerkannten Formulierung, die den Taten den Weg ebneten. Ende aus! Schande über die Zeit!

  • Sacha Stawski

    Offener Brief an “Die Zeit”
    Gegen Antisemitismus am Israels 70. Geburtstag

    Angewidert, aber nicht wirklich überrascht, nehmen wir die Auswahl und die Aufmachung des Titelthemas der “Zeit” vom 12.04.2018 zur Kenntnis. In einer Welt, in der jüdische Institutionen europaweit polizeilichen Schutz brauchen; in der schon jüdische Zweitklässler gemobbt werden; in der sich kaum ein Jude öffentlich als solcher zu erkennen traut; in der Staatsanwälte an Bildern kinderfressender Juden, und Richter an Brandstiftungen jüdischer Gotteshäuser keinen Antisemitismus zu erkennen vermögen und in der antisemitische Hetzer mit Preisen geehrt werden, meint die Redaktion offensichtlich, nicht zurück bleiben zu dürfen. Um “plausible deniability” zu wahren, versteckt “Die Zeit” ihre Ressentiments hinter “Israelkritik”, dieser neuen Maske des alten Antisemitismus. Dabei geht es im Dossier kaum um den Staat Israel und seine Politik, bzw. nur in dem Maße, der nötig ist, um eine angebliche Kontinuität von deutsch-jüdischen Zionisten im 19 Jh. bis zu heutigen Siedlungen in umstrittenen Gebieten zu konstruieren. Damit soll dem Staat Israel, ja der ganzen Idee eines jüdischen Staates, die Legitimität entzogen werden. Und das ist, darüber sind sich alle Antisemitismusforscher einig, Antisemitismus.

    Wäre die Redaktion nicht von ihrem Vorurteil über Juden so besessen, würde ihr bestimmt auffallen, dass nicht Israel, sondern der ganze Nahe und Mittlere Osten, von Marokko und Algerien bis Afghanistan und Pakistan, nicht zur Ruhe kommt, und das deutlich mehr als 70 Jahre lang. In diesem Ozean der Diktaturen, (Bürger)Kriege, (Staats)Terror und Massenmord ist Israel eine Insel des relativen Friedens und Wohlstands, der Demokratie, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit. Vielleicht nicht so sehr wie die Schweiz, aber mit Sicherheit deutlich mehr, als jedes andere Land in der Region und sogar darüber hinaus. Israel ist im wahrsten Sinne das, was Deutschland, eigenem Bekunden nach, gerne wäre: eine wehrhafte Demokratie.

    Das ist, nach der Schoah (die Deutsche den Juden nie vergeben werden), eine weitere narzisstische Kränkung, die Juden ohne eigenes Verschulden den Deutschen zufügen. “Die Zeit”—wie auch viele anderen—reagiert darauf mit einer narzisstischen Wut, die es zum Ziel hat, den “Feind” nicht nur zu besiegen, sondern ihn auch ideell zu vernichten. So behauptet die Redaktion postfaktisch, das Land der jüdischen Könige und des jüdischen Volkes, sei in Wirklichkeit “arabisch”—freilich, ohne es irgendwie zu begründen. Was bei anderen Völkern, die nach Unabhängigkeit strebten, als Selbstverständlichkeit galt, wird Juden zur Last gelegt—auch dieser Doppelstandard ist Antisemitismus. Ob Irland oder Indien, Kroatien oder Komoren, alle “schufen einfach Fakten”, genauso, wie es auch die arabische Einwanderung ins Mandatsgebiet tat. Aber nur Juden haben sich dabei schon früh die Unterstützung der Weltgemeinschaft gesichert, von der Balfour-Deklaration, über das Mandat der Völkerbundes, bis zum Teilungsplan der UNO.

    Das lässt “Die Zeit” natürlich nicht gelten. Für sie sind die Juden die ewigen Außenseiter, die nie zur Völkergemeinschaft gehören (dürfen). Das Völkerrecht wird nur dann bemüht, wenn es sich gegen Juden auslegen lässt. Dabei ist die UNO, zumindest was Israel betrifft, längst keine unabhängige Instanz mehr. Der Macht des Öls, der Bedrohung durch Terror und dem reinen Stimmengewicht 57 islamischer Staaten kann Israel auf diplomatischem Parkett nichts entgegen setzen. Seine einzige Waffe ist eben diese Entschlossenheit, die aus Sicht der “Zeit”-Redaktion den jüdischen Fluch darstelle.

    Auf die Eingangsfrage, warum Israel nie zur Ruhe komme, gibt das Dossier (das sich, im Rahmen seiner Möglichkeiten, um Ausgewogenheit bemüht) keine Antwort. Dabei ist sie denkbar einfach: Weil es Antisemiten nie in Ruhe lassen. “Die Zeit” liefert—unfreiwillig—einen Beleg dafür.

    Dr. Igor Fischer

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