Unsortierte persönliche Eindrücke einer Teilnehmererin der Kundgebung „Nie wieder Judenhass!“ aus Berlin

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P1020381Lange Busfahrten sind nützlich, um sich mal in Ruhe unterhalten zu können. Deutsche Juden tun gut daran, sich um sich selbst zu kümmern, weil es die anderen Deutschen nämlich nicht tun. Der Spaziergang rauf zum Brandenburger Tor war ein vergnüglicher Auftakt. Auseinandersetzungen mit selbsternannten „Palästinensern“ mit vordergründigem Migrationshintergrund machen Spaß, wenn man genau weiß, dass sie, wenn ihnen die Argumente mal wieder ausgehen, zumindest nicht zuschlagen können, sondern draußen bleiben müssen. Die Berliner Polizei kann diese Typen offenbar nicht leiden. Leute mit Arafat-Tuch und entsprechender textiler Landkarte wurden von unseren „Freunden und Helfern“ zurückgehalten. Sehr schön war später auch, wie ein auf Krawall gebürsteter „biodeutscher“ Palästinafreund, zwei Meter von mir entfernt, im dichten Gedränge, schnell und effizient von Polizei in Zivil rausbegleitet wurde. Er hatte sich ausgerechnet einen 70 Jahre alten, etwas gehbehinderten älteren jüdischen Herrn ausgewählt, um ihn in drohendem Ton einzuschüchtern und offenbar an dieser Stelle nicht mit Polizei gerechnet hat.

Die Rede von Frau Merkel war klar und bis in jede Formulierung hinein eindeutig pro demokratisch. Von Seiten der evangelischen Kirche kam eine ebenso eindeutige wie freundliche Grußadresse an alle, die etwas dagegen haben, wenn lebendige Juden irgendwo siedeln. Das war dem Präses Schneider an dieser Stelle ein persönliches Bedürfnis. Als ob es nötig gewesen wäre, das zu betonen – wir wissen doch sowieso, WELCHE Landeskirche dafür gesorgt hat, einen völlig unbedeutenden, gegen Israel hetzenden, Pfarrer aus Jerusalem zum Chef des lutherischen Weltbundes zu küren. Was ich weiter zu Schneiders Rede sagen möchte, verbietet mir meine Kinderstube. Der Katholischen Kirche scheint allerdings klar zu sein, dass Appeasement alleine nicht ausreicht. Die Reaktionen im Publikum zeigten deutlich, dass ich mit meiner Einschätzung der beiden Kirchenvertreter nicht allein war.

„Tausende Menschen stehen auf gegen Judenhass“ (Die Welt) würde ich so nicht titeln … obwohl es natürlich schön wäre – wenn wirklich mal Tausende zu so einem Event kämen, nicht weil sie Juden sind, sondern weil sie Menschen sind, denen etwas an ihrer Freiheit liegt. Aber was in Berlin deutlich wurde, war etwas anderes: „Juden zeigen Flagge.“ Und zwar die israelische. Damit wurde buchstäblich unübersehbar, dass viele Mitglieder jüdischer Gemeinden wissen, auf WEN sie sich im Zweifelsfall verlassen können. Selbst wenn man S.E. Yakov Hadas-Handelsman nicht auf die Bühne eingeladen hat – da fehlte Herrn Graumann wohl der Mut, obwohl er fast trotzig sagte, er wolle nicht über seine Liebe zu Israel verhandeln. Die Demonstranten ließen keinen Zweifel daran, wo ihre Sympathien liegen.

Fazit: Da wir Deutschen nicht alle zur Not nach Israel auswandern können, sollte man sich ernsthaft überlegen, ob Leute wie Wowereit wirklich auf Dauer eine so gute Wahl sind, um HIERZULANDE AUCH für eine wehrhafte Demokratie zu sorgen. Sein Auftritt lässt jedenfalls daran zweifeln. Ansonsten weiß ja eh jeder, dass es in Deutschland weiterhin extrem ungesund ist, sich im öffentlichen Raum als Jude zu erkennen zu geben, es sei denn, man ist männlich, unter 30 Jahre alt, mindestens zu fünft, gut trainiert oder hat ein paar Polizisten neben sich oder bewegt sich in polizeilich geschützten Räumen. Die deutsche Zivilgesellschaft übernimmt die Rolle der drei Affen und lässt die Juden weitestgehend allein. Das kann sie eh am besten. Es gibt wohl kaum einen deutschen Juden, dem das nicht bewusst wäre. Dank der Tatsache, dass es Israel gibt, ist die Lage aber diesmal nicht ganz hoffnungslos. Ob wir Deutsche es schaffen, dass das anders wird? Das liegt in unserer eigenen Entscheidung. Insgesamt war das Ganze erhellend. In mehrfacher Hinsicht.


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