Jerusalem, 5. Dezember 2016 – Das Verstecken der Amtskreuze auf dem Tempelberg durch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, und den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, angeblich auf ausdrückliche Bitten ihrer muslimischen Gastgeber, sorgt weiter für Diskussionen. In der NZZ hat Jan-Heiner Tück, Professor für Dogmatische Theologie an der Universität Wien, diese „Geste“ mit Fachwissen gut fundiert analysiert und erklärt:
„Wie Christen nicht wollen, dass Muslime in der Grabeskirche ihren Gebetsteppich ausrollen, so wäre es für Muslime unzumutbar, wenn Christen in der Aksa-Moschee religiöse Handlungen verrichteten.“
Doch diese Diskussion ignoriert, wie es wirklich um den Respekt vor den christlichen Heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem steht.
Schlüsselgewalt und Lufthoheit
Die Schüssel der Grabeskirche halten seit 1.000 Jahren die beiden muslimischen Familien, Dschudeh und Nusseibeh. Bei jeder Prozession in die Grabeskirche müssen die Patriarchen anklopfen, sich vorstellen und Wajeeh Nusseibeh um Einlass bitten. Für diesen Dienst werden die muslimischen Wächter bezahlt. Man könnte es „Miete“ nennen, was Christen für das Betreten ihres höchsten Heiligtums entrichten. Direkt neben dem heutigen Haupteingang steht – wie auch bei anderen christlichen Heiligtümern – eine Omarmoschee, die ihre Lautsprecher regelmäßig „zufällig“ genau während der christlichen Gebetszeiten mit Allahuakbar ohrenbetäubend laut erklingen lässt. Alle Welt konnte via Fernsehübertragung erleben, dass sogar Papst Johannes Paul seine Messe auf dem Krippenplatz in Bethlehem unterbrechen musste, weil der Muezzin der dortigen Omar-Moschee zu Gebet rief. Auf dem Dach der Grabeskirche wurden direkt an der Kuppel über dem Grab Jesu Wohnungen gebaut. Dort wohnte vor einiger Zeit noch die Tochter des berühmten Jerusalemer Mufti Hadsch Amin el Husseini, der 1941 nach Berlin geflohen war und sich mit Adolf Hitler getroffen hat. Seine Bilder hingen im Wohnzimmer. Aus dem Klofenster konnte man die graue Kuppel fast berühren.
Gelebter Islam in Christlichen Sakralbauten
In der Geburtskirche in Bethlehem und im Grab der Maria wurden Gebetsnischen für Moslems eingerichtet. In Bethlehem, auf einer Säule im Hauptschiff der Geburtskirche befinden sich Löcher in Kreuzform. Junge muslimische Frauen stecken im Rahmen eines Fruchtbarkeitskultes ihre Finger hinein. Die Himmelfahrtskapelle Jesu auf dem Ölberg in Jerusalem ist heute eine Moschee.
Der osmanische Sultan Süleyman der Prächtige betraute Scheich Ahmad al-Dajani aus Arabien mit der Hüterschaft des von den Kreuzfahrern errichteten Abendmahlssaal Jesu über dem traditionellen Grab des biblischen Königs David. Er wandelte es in eine dem „Propheten“ David gewidmeten Moschee (al-Nabi Da’ud) um. Dajanis Kenotaph-Grab befindet sich in der Kammer neben dem Abendmahlssaal, wo gemäß der Tradition an Pfingsten über die Jünger der Heilige Geist kam. Dieses Ereignis gilt als Gründung der christlichen Kirche.
Aktuelleren Datums ist die wohl schlimmste Erniedrigung der Christen im Heiligen Land, die freilich nur von wenigen beobachtet und in den Medien nicht berichtet worden ist. Beim Einzug von Arafat nach Bethlehem am 23.Dez. 1994 haben die Moslems zu Ehren von Arafat auf das Dach der Geburtskirche in Bethlehem das Modell des Felsendoms (Jerusalem) gehievt und aufgestellt. Auf dem Bild, aufgenommen vom Dach des hohen Gebäudes am Krippenplatz) ist Arafat neben dem Modell zu sehen. Es gab keinerlei Proteste von Seiten der Christen.
Spanferkel über jüdischen Gräbern
Ähnlich verfahren die Moslems mit jüdischen Heiligtümern, darunter dem von König Herodes errichteten Grabmal der biblischen Erzväter in Hebron, dem Josefsgrab in Nablus oder dem Grab der Erzmutter Rachel am Straßenrand zwischen Jerusalem und Bethlehem. Moslems verfügten auch Beschränkungen an der Klagemauer, an die sich Israel heute nicht mehr hält. Der 3.000 Jahre alte große jüdische Friedhof rund um den Ölberg wurde während der jordanischen Besatzung von 1949 bis 1967 teilweise zerstört. Auf dem Friedhof wurde eine Moschee und das Seven Arches Hotel errichtet, wo vor einigen Jahren die deutsche Lufthansa bei einem großen Empfang Spanferkel grillen ließ.
Einen politischen Höhepunkt gab es kürzlich mit einer Resolution der UNESCO. Darin werden der Tempelberg und die Klagemauer nur mit ihren arabischen Namen bezeichnet, während die muslimische Wakfbehörde seit wenigen Jahren behauptet, dass es auf dem Tempelberg Jerusalems niemals einen jüdischen Tempel gegeben haben. So wird nicht nur die Geschichte des Judentums verleugnet. Auch die Entstehung des Christentums ist ohne die Besuche Jesu im Jerusalemer Tempel undenkbar.
- FOTOS:
Palästinensische Nationalflaggen, ein Weihnachtsbaum und unten rechts ein Modell des Jerusalemer Felsendoms, dem wichtigsten Symbol des Islam auf dem Dach der Geburtsbasilika von Bethlehem, wo der Tradition gemäß Jesus geboren wurde.
Bethlehem. - http://www.nzz.ch/feuilleton/zeitgeschehen/deutsche-bischoefe-ohne-kreuz-auf-dem-jerusalemer-tempelberg-anschwellendes-unbehagen-ld.130529
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