Wir Unbekannten von Nebenan – Orthodox? Traditionell? Liberal? Unsere Autorin hat lange selbst nach Schubladen gesucht, in die ihre jüdische Identität passen könnte. Doch die Wahrheit ist viel komplizierter. | SZ Magazin
Lange Zeit war ich beinahe besessen von dem Gedanken, in eine jüdische Schublade zu passen, die ich bequem in zwei Sätzen erklären könnte. Da ich nicht religiös, sondern liberal erzogen wurde, fiel die traditionelle Kleidung aus ganzjährig getragenem langen Rock, langärmliger Bluse und Kopfbedeckug schon mal raus. Ohne diese äußeren Erkennungsmerkmale blieb also nur eine innere Einstellung zum Judentum, die ich einzuordnen versuchte. Je älter ich wurde, desto deutlicher wurde jedoch die Tatsache, dass sich innerhalb des mir bekannten Spektrums aus ultraorthodox, modern-orthodox, konservativ, traditionell, reform, liberal und areligiös unzählige Nuancen befinden, die man beim besten Willen nicht in zwei Sätzen zusammenfassen kann. Eine einfache Erklärung der eigenen Identität als Jüdin ist praktisch unmöglich. Dabei ist gerade diese, so habe ich das zumindest gelernt, für viele Menschen wichtig, um sich annähern zu können. In Deutschland läuft das oft so ab:
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