Das Gerücht über Israel – Der alte Antisemitismus ist gesellschaftlich geächtet – der neue ist Teil der öffentlichen Meinung. Es ist höchste Zeit zum Umdenken. | Wiener Zeitung Online
Der Antisemitismus sei das Gerücht über die Juden, schrieb Theodor W. Adorno in der „Minima Moralia“. Sein Satz zielte auf den alten Antisemitismus von rechts ab, der über Jahrhunderte auf christlichen und rassistischen Wurzeln gewachsen ist und den geistigen Boden für die Shoa bereitet hat. Schon immer warf man Juden Gerüchte vor, die man über sie in die Welt gesetzt hatte, und schon immer lieferten diese Gerüchte den Vorwand für Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung. Doch ob „Gottesmörder“, „Brunnenvergifter“ oder „Parasiten“: Wer es in die Welt setzt, schafft das Gerücht, nicht derjenige, über den es in die Welt gesetzt wird. Das Gerücht ist so unerbittlich wie der Vernichtungswille der Nationalsozialisten. Weder durch persönliche Verdienste noch durch Patriotismus, Assimilation oder Konvertierung konnten Juden ihrer Verfolgung entrinnen. Und es gibt nichts, was das Opfer des Gerüchts tun könnte, um es aufzuhalten.
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