ULRICH W. SAHM – Antiker Betrug aufgedeckt

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Ulrich W. Sahm

Ulrich W. Sahm

Jerusalem, 11. Mai 2015  – Den stadtbekannten Jerusalemer Betrüger aus Jesu Zeit, Hohepriester Bar Katros, haben Archäologen erst nach fast 2000 Jahren überführen können. 1970 legten Archäologen den Keller mit der Küche einer vornehmen Priesterwohnung frei und fanden bei der Gelegenheit auch einen Gewichtsstein mit dem eingravierten Namen „Bar Katros“. Eine Überprüfung der im Küchenbereich gefundenen steinernen Gewichte ergab, dass einige nicht der Norm entsprachen, also gefälscht waren. Schon im Altertum nahm man es mit Gewichten sehr genau. Im Talmud ist im Buch Pessachim 57-A der Spruch überliefert: „Wehe der Familie der Katros wegen ihrer Feder“, womit die Verbreitung falscher Gerüchte gemeint sein könnte. An gleicher Stelle wurden andere Priesterfamilien wegen ihrer Schlagstöcke, Fäuste und Untaten als untreue Finanzverwalter bezichtigt.

Derweil ist die Küche im Keller des Hauses im heutigen jüdischen Viertel von Jerusalem eine sehenswerte Attraktion als „Das verbrannte Haus“. Die Priesterwohnung ist im Jahr 70 von den Römern eingeäschert worden, als auch der von König Herodes prächtig neuerrichtete Tempel dem Erdboden gleichgemacht worden ist.

Betrügereien waren nicht nur in Jerusalem an der Tagesordnung. Forscher aus dem britischen Manchester haben 800 mumifizierte Tiere untersucht, die im berühmten Königstal bei Luxor in Ägypten gefunden worden waren. Im alten Ägypten der Pharaonen, vor rund 3.000 Jahren, gab es eine große Nachfrage nach mumifizierten Tieren, darunter Vögeln, Krokodilen und Katzen. Sie wurden den Göttern dargeboten. Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurden 800 dieser einbalsamierten und in Lappen eingewickelten Mumien durchleuchtet, ähnlich wie das auch schon mit Mumien der berühmten Pharaonen geschehen ist, darunter Tut Ench Amon. Dabei deckten die Forscher möglicherweise einen Skandal auf. Ein Drittel der untersuchten Tiermumien waren „leer“. Anstelle eines Skeletts enthielten sie nur Federn, Lehm, Stöcke und Eierschalen. In einem BBC Bericht erklärte Dr Lidija McKnight, dass die Mumienindustrie im alten Ägypten wegen der großen Nachfrage überfordert gewesen sei und deshalb diese betrügerische Methode angewandt habe, um die Nachfrage zu stillen.

Dr Campbell Price, Kurator der Abteilung für Ägypten und Sudan des Manchester Museums, sagte, dass Katholiken heute in Kathedralen Kerzen „opfern“. In Ägypten seien entsprechend Tiermumien den Götzen geopfert worden.

Um den alten Ägyptern keinen Betrug vorzuwerfen, vermutet er, dass sich die Käufer der „gefälschten Mumien“ bewusst gewesen sein könnten, keine echten mumifizierten Tiere geopfert zu haben, sondern eben nur Eierschalen oder Federn, die die heiligen Tiere berührt hätten.

Im Falle des Hohepriesters Bar Katros hat bisher niemand versucht, seine schriftlich dokumentierten und durch Ausgrabungen belegten Betrügereien zu entschuldigen.

 

 

 


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