Bei der hr-iNFO Funkkolleg Diskussion zum Thema „Religion Macht Politik“ am gestrigen Abend im Haus am Dom kam es zu einer äußerst unangenehmen und aggressiven Zurschaustellung von Antisemitismus auf Seiten eines Teilnehmers. Dr. Yael Adler – eine der Diskussionsteilnehmer – lobt Uwe Becker, Bürgermeister von Frankfurt am Main, Kirchendezernent und Beauftragter der hessischen Landesregierung für Förderung jüdischen Lebens und gegen Antisemitismus für sein beeindruckendes Einschreiten „gegen aggressiven Antisemitismus in der Veranstaltung“.
Uwe Becker selbst, beschreibt den Vorfall wie folgt: „Bei der gestrigen Podiumsdiskussion des Funkkolleg von hr-Info zu Themen von Religion, Ethik, Gesellschaft und Glaube hatte sich im Rahmen der Diskussion mit den Zuschauern ein Mann zu Wort gemeldet, der sich als Muslim bezeichnete und erkennbar dunkleren/süd(ost)-ländischen Hauttyp hatte. Er hatte sich an meiner positiven Bewertung von Tel Aviv als einzig offene, liberale und demokratische Stadt im Nahen Osten gestoßen. Nach einigen einführenden Statements, dass seine Gemeinschaft den HR für zionistisch halte und er dennoch zur Diskussion gekommen sei, führte er dann eine Hasstirade auf Israel auf, so dass ich mich gezwungen sah, seine Worte zu unterbrechen (obwohl ich selbst nur Podiumsteilnehmer war und es eigentlich Aufgabe des hr hätte sein müssen, einzuschreiten). Ich habe gesagt, dass ich es nicht zulasse, dass in dieser Weise antisemitische Angriffe gegen Israel vorgetragen werden.“
Auf Rückfrage was dann passiert sei, teilt Herr Becker mit: „Ich habe ihn nicht weiterreden lassen. Dann hat der Moderator ebenfalls gehandelt und deine Anwürfe zurückgewiesen. Allerdings hatte er ihn vorher noch für sein Kommen gelobt (wohl um die Situation abzumildern) Dies habe ich allerdings auch zurückgewiesen, da dies bei Antisemitischen Äußerungen nicht angebracht ist“.
Fazit: Auch in einer weltoffenen und internationalen Stadt wie Frankfurt am Main, scheint es immer schwieriger zu werden eine Veranstaltung dieser Art ohne anwesende Sicherheitskräfte abhalten zu können. Die Verrohung der Gesamtsituation und Bedrohung für Juden insgesamt, wie aber auch für Freunde des Jüdischen Staates, wird immer ernster. Ohne mehr Menschen, wie Uwe Becker, die bereit sind sich lauthals gegen Hass und Extremismus zur Wehr zu setzen, wird die Situation kaum besser werden. So wie es eigentlich der Moderator war, der gestern Abend zuerst hätte einschreiten müssen, ist die breite Öffentlichkeit – jeder einzelne – gefragt sich gegen Antisemitismus – wo immer, wann immer und in welcher Form auch immer – entgegen zu stellen. Die Bekämpfung von Antisemitismus ist nicht Aufgabe von Juden. Es handelt sich um ein gesellschaftliches und leider tief verankertes Problem, für das nachhaltige Maßnahmen erforderlich sind und diese leider schon vom frühen Kindesalter an. Vor allem aber braucht es engagierte Einzelpersonen, oder besser noch eine breit aufgestellte Gesellschaft, die bereit sind den Worten „Nie Wieder“ Bedeutung zu geben.
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