Fast täglich werden bundes- bzw. mittlerweile europaweit Stolpersteine verlegt (z.B. jetzt gerade erst wieder in Gensungen/Spangenberg) – und das mittlerweile sogar nicht mehr ausschließlich nur für Holocaust Opfer. Die Meinungen über diese Form des Gedenkens an die Opfer gehen weit auseinander, doch ist prinzipiell davon auszugehen, dass die Organisatoren der jeweiligen Steinverlegungen zumeist das Richtige wollen – nämlich das Gedenken an die Opfer des Holocaust wach zu halten und den Opfern einen Namen zu geben. Doch bei der Frage, ob Stolpersteine da die richtige, würdevolle Form sind, scheiden sich die Gemüter.
In der Hebelstraße in Frankfurt – nahe des Philantropins, wo sich heute die Jüdische Schule befindet, sowie in der unmittelbaren Nachbarschaft – wurden eine besonders große Anzahl an Stolpersteinen verlegt, so auch vor dem direkt neben der Schule benachbarten Haus. Wie das Gedenken dort aussieht, lässt sich so zusammenfassen:
Im Verlauf eines Tages, gibt es nur sehr wenige Passanten, die hier anhalten oder wirklich versuchen um die Steine herum zu schreiten, was aber zugegebenermaßen gerade an dieser Stelle auch extrem schwer ist, da die Steine sehr unbedacht – beinahe mittig – auf dem Bürgersteig verlegt wurden. Personen die das Haus verlassen, treten fast gezwungenermaßen auf die Steine. Ein Vorbeikommen z.B. mit einem Fahrrad ist völlig unmöglich. Mit anderen Worten, gut gemeint, aber das Ergebnis ist, wenn man es genau nimmt, dass das Gedenken an die Toten zum Fußabtreter geworden ist; ein Abtreter auf dem nicht nur Menschen täglich herum treten, Fahrräder fahren und Tiere ihr Geschäft verrichten, usw.. Dabei ist die Hebelstraße keine Ausnahme. Auch andernorts bietet sich ein ähnliches Bild und dies obgleich es durchaus würdevolle Formen des Gedenkens auf Augenhöhe gibt.
Einige der häufig hervor gebrachten Argumente zugunsten der Steine sind, dass sie auf öffentlichem Raum sind, also normalerweise auch ohne die explizite Zustimmung der heutigen Bewohner der Häuser verlegt werden können; nicht im Weg wären, usw. Auch würden sie Fußgänger zum „stolpern“, anhalten und nachdenken anregen. Unsere Beobachtungen können dies nur in Ausnahmefällen bestätigen. Um so mehr haben wir uns gefreut, dass man andernorts durchaus die Idee kleiner „Gedenksteine“ aufgegriffen hat, diese aber anders umgesetzt hat – auf Augenhöhe und nicht als Fußabtreter.
Zusammenfassend, unser Appell an alle Freunde der Stolpersteine offen für Alternativen zu sein. Es gibt Lösungen, die das sehr erstrebenswerte Gedenken möglich machen, egal ob in Form dieser Stolperstein-großen-Steelen, in Form von Gedenktafeln direkt an den Häusern, wo möglich, wie häufig in Berlin zu finden, oder, oder, oder… Das was hier in Frankfurt und an so manch anderem Ort umgesetzt wurde, kann so nicht das Ziel der Initiatoren gewesen sein.
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