FOTOALBUM: Um Fakten besser zu verstehen, darf man sich auch vor komplexen Orten nicht verstecken: ein Besuch in Hebron | Sacha Stawski | Facebook
Hebron ist schwierig zu beschreiben. Auf der einen Seite ist es die Stadt mit dem zweitwichtigsten Heiligtum (nach der Klagemauer, bzw. dem Tempelberg) für Juden aus aller Welt. Dort befinden sich die Gräber der Patriarchen – in der Me’arat HaMachpela – die auch von Christen und Muslimen als Urväter gesehen werden (obgleich Islam überhaupt erst viele Jahrhunderte später entstand). Und Hebron ist Zeugnis für die Jüdische Präsenz in „Palästina“ seit 3.500 Jahren. Auch Jakob, dessen anderer Name „Israel“ war und einer der Urväter für Juden und für den Staat Israel ist, ist dort beerdigt – alle wohlgemerkt auch mit Ihren Ehefrauen. UNESCO hin oder her, die Jüdische Geschichte in der Stadt läßt sich nicht verleugnen. Auch den diversen wechselnden Herrschern der Stadt gelang es nicht, die jüdischen Wurzeln auszulöschen.
Gleichwohl wurden Juden hier immer wieder vertrieben – Eigentumsnachweise hin oder her. 1929 kam es zu einem Massaker, bei dem 67 Juden von Arabern getötet und zahlreiche verletzt wurden. Der Großteil der jüdischen Gemeinde, etwa 435 Menschen, überlebte jedoch durch die Hilfe von arabischen Nachbarn. Ein Teil der jüdischen Gemeinde floh daraufhin, einige kehrten jedoch 1931 wieder in die Stadt zurück. Nach Unruhen während des arabischen Aufstands wurde die jüdische Bevölkerung Hebrons 1936 von den Briten evakuiert. 1948 eroberte Transjordanien das Westjordanland und annektierte es 1950. Im Sechstagekrieg 1967 wurde das Gebiet von Israel erobert, so daß 1968 Juden erstmals wieder in die Stadt zurückkehren und Zugang zu ihrem Heiligtum bekommen konnten. (Zur Geschichte von Hebron siehe u.a. auch https://de.wikipedia.org/wiki/Hebron). In den Jahren nachdem Israel die Kontrolle übernahm normalisierte sich das Zusammenleben zwischen Juden und Arabern und man lebte in einem zwar angespannten, aber doch respektvollen nachbarschaftlichen Verhältnis. Dies änderte sich jedoch drastisch, nachdem 1980 extremistische Araber eine Gruppe von Juden, die gerade vom Freitagsgebet heimkehrten attackierten. Die Männer wurden mit Granaten von den Dächern angegriffen, dabei starben sechs von ihnen, und 16 weitere wurden verletzt, was nicht zuletzt auch zu einer Zunahme des jüdischen Extremismus führte. Eine Vielzahl von Sicherheitsmaßnahmen wurden implementiert, um weitere Zusammenstöße zu vermeiden; Maßnahmen über die wir heute disproportional in den Medien zu lesen bekommen, und die zumeist als „Apartheid“ bezichtigt werden.
Wichtig zu erwähnen ist auch noch, dass einer der Angreifer von 1980, Tayseer Anu Sneineh, 2017 zum Bürgermeister der Stadt gewählt wurde!
Heute leben ca. 90 Familien (ca. 500 Juden), zuzügl. zu einer wechselnden Anzahl von Yeshiva-Studenten in einem kleinen jüdischen Viertel – soweit man die wenigen Häuser überhaupt so nennen kann – in der Altstadt, unter ständiger israelischer Bewachung. Der Rest von Hebron ist Teil des Palästinensischen Autonomiegebiets und unter Palästinensischer Kontrolle. Hebron gilt als eine sehr wohlhabende Stadt mit ca. 200.000 Einwohnern. Wie man anhand dieser einfachen Fakten von „Apartheid“ sprechen kann, oder zu der Behauptung kommen kann, dass die Juden Hebron „einkerkern“, „umzingeln“, oder wirtschaftlich „strangulieren“ würden ist lächerlich, i.B. wenn man bedenkt, daß Juden zu ca. 90% von Hebron der Zutritt komplett verweigert wird. Das von den Palästinensern kontrollierte Hebron ist „judenrein“. Die 10% von Israel kontrollierte Fläche ist frei zugänglich für Palästinenser – zumindest zu Fuß. Gleiches gilt für die Heiligtümer, für die der Zugang explizit geregelt wurde. Genauso wurde mit dem Oslo Abkommen übrigens die Verwaltung der Stadt in genannter Form geregelt, was nur all zu gerne „vergessen“ wird.
Dennoch muß man zu Recht feststellen, dass die Situation seit 1980 alles andere als schön ist. Die Straße in der sich das „jüdische Viertel“, bzw. die kleine Anzahl von jüdischen Häusern befindet, ist stark bewacht, wie auch der Zugang zur Machpela. Um die Sicherheit zu gewährleisten und nachdem es zu Ausschreitungen kam, wurden die Geschäfte in der Zufahrtsstraße zur Machpela und zu den jüdischen Häusern geschlossen. So gibt es tatsächlich eine Straße, die – abgesehen von Militärpatrouillen, einigen Touristen und wenigen spielenden Kindern weitestgehend leer gefegt ist. Die Eigentümer der Läden wurden – was sehr wichtig zu erwähnen ist – entschädigt und man bot ihnen einen Umzug an, was auch viele taten. Andere wohnen noch immer in den Häusern über den geschlossenen Läden. Gegenüber von der Machpela gibt es auch noch 2-3 Läden, die noch geöffnet sind, und die heute Ausgangspunkt für viele der „Apartheid“-Touren sind. Jüdischen Organisationen, die hofften die geschlossenen Läden zu übernehmen, wird dies übrigens bis heute untersagt. Überhaupt wird der Zuzug von Siedlern in diesem Gebiet und auch der Kauf weiterer Gebäude streng vom Staat Israel kontrolliert. Abgesehen von den Ladenschließungen, wurde der Arabische Teil der Stadt – also ca. 90% der Stadt durch Zäune und Mauerstücke von den Jüdischen Häusern getrennt, was so Kulisse für die bei uns all zu bekannten Propagandafotos gibt. Palästinenser können, wie schon erwähnt, an einer Vielzahl von Stellen von der einen Seite auf die andere gelangen. Juden ist dies in die andere Richtung ausdrücklich nicht gestattet. Ein Besuch in einer der neu gebauten Shopping Malls, einem der vielen Restaurants, oder was das sehr lebendige palästinensische Hebron sonst zu bieten hat, ist somit völlig undenkbar. Bei alledem ist noch der „visuelle Unterschied“ zwischen den „Stadteilen“ zu erwähnen. Während die „jüdischen Häuser“ generell recht sauber und ordentlich sind, kann man dies von einem Großteil der unmittelbar angrenzenden Altstadt-Gebäude und Dächer nicht sagen. So kommt es dann auch zu den Bildern von den angrenzenden übergitterten Straßen /Wegen und auch einigen Terrassen, wo sich der Müll auf dem Gitter stapelt; wiederum eine prima Kulisse für die „Apartheids“-beschuldigungen, die aber einer strengeren Kontrolle nicht stand halten.
Doch seht selbst…
HIER UNSER HEBRON FOTOALBUM.
Unsere sonstigen Veröffentlichen zum Thema Hebron, finden Sie HIER.
Hinterlasse eine Antwort
Sie müssen... (sein)angemeldet sein um einen Kommentar zu schreiben.