Das seltsame Desinteresse am Leben und Sterben palästinensischer Frauen – „Palästinenserin nach Messerangriff auf Soldaten getötet“, so titelten einige deutschsprachige Zeitungen und Online-Medien (z.Bsp. auch der Stern) am 11. April 2022. „Palästinenserin bei Messerattacke erschossen“ titelte schon der BR 24 vom 9. November 2015. | Audiatur-Online
Die Titel variieren über die Jahre, die Beschreibung des Hergangs ist nahezu identisch. Mal waren es Wellen, mal einzelne Vorfälle. Oft folgen auch Details zu den Umständen, etwa dass die Frau mit gezücktem Messer auf bewaffnete Posten an einem Kontrollpunkt zulief und die Rufe der Soldaten und Soldatinnen ignorierte, stehen zu bleiben. Manchmal gelingt es einer solchen Angreiferin auch, noch einen Soldaten zu ermorden, bevor sie selbst erschossen wird. Über die Motive der Frauen und ihre Lebensumstände erfährt man in europäischen Medien nichts. Interessiert es denn keinen, was die oft noch jungen Frauen dazu bringt, nur mit einem Messer bewaffnet einen Soldaten anzugreifen – wohl wissend, dass sie diese Tat auf keinen Fall überleben würden? Es sind Teenagerinnen darunter oder auch junge Mütter. Warum wird von ihrem Tod berichtet, aber weder von ihrem Leben davor noch von den Folgen ihres Todes für ihre Familie? Kann man das in dieser Häufung wirklich mit der typisch westlichen Erklärung: „Das sind halt weibliche Widerstandskämpferinnen“ abtun, wenn doch den beteiligten Frauen oft nur eines sicher ist – ihr eigener Tod? Besonders tragisch wird es, wenn eine Palästinenserin gar keine bösen Absichten hatte, sondern nur während eines anderen Festnahmeverfahrens angeschossen wird und stirbt, weil sie auf einen Zuruf der Soldaten nicht stehen blieb. So wie es am Sonntag vor einer Woche in der Nähe von Bethlehem geschah.
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