Antisemitismus: „Sommermärchen bereitete der AfD den Boden“ – Die WM 2006 hat den Umgang mit der deutsch-nationalen Identität verändert. Auch ist es en vogue, den Holocaust zu relativieren. Gespräch mit dem Antisemitismusforscher Clemens Heni. | Frankfurter Rundschau
Herr Heni, zurzeit gibt es antisemitische Demonstrationen zumeist von Muslimen und Arabern. Ihr neues Buch befasst sich hingegen vor allem mit der Neuen Rechten, der AfD und dem Antisemitismus aus der Mitte der Gesellschaft. Ist es falsch, wenn behauptet wird, Antisemitismus sei primär gegen Israel gerichtet?
Das ist auf den ersten Blick nicht falsch. Man sieht immer wieder, wie Tausende völlig fanatische Muslime, die offen und aggressiv antijüdisch hetzen, Juden oder Israelis den Tod wünschen. Was aber ist mit den fast sechs Millionen AfD-Wähler*innen, die eine Partei wählen, die stolz ist auf die Leistungen deutscher Soldaten in „zwei Weltkriegen“? Und somit indirekt auch auf den Holocaust, der ohne die Wehrmacht unmöglich gewesen wäre? Ich halte es für einen sehr großen wissenschaftlichen und politischen Fehler, den Antisemitismus nur im Gewand des Antizionismus zu erkennen. Er ist viel weiter verbreitet.
Das ist auf den ersten Blick nicht falsch. Man sieht immer wieder, wie Tausende völlig fanatische Muslime, die offen und aggressiv antijüdisch hetzen, Juden oder Israelis den Tod wünschen. Was aber ist mit den fast sechs Millionen AfD-Wähler*innen, die eine Partei wählen, die stolz ist auf die Leistungen deutscher Soldaten in „zwei Weltkriegen“? Und somit indirekt auch auf den Holocaust, der ohne die Wehrmacht unmöglich gewesen wäre? Ich halte es für einen sehr großen wissenschaftlichen und politischen Fehler, den Antisemitismus nur im Gewand des Antizionismus zu erkennen. Er ist viel weiter verbreitet.
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