FRANKFURT – “Judenaktion” ist so eines dieser Schimpfwörter, die man neuerdings in Schulen zu hören bekommt. “Du Jude” und “Schwuler” gehören auch dazu. Das alles sind nach den Worten der Frankfurter Kulturwissenschaftlerin Julia Bernstein derzeit gängige Rüpeleien auf den Schulhöfen. Pädagogen wissen zwar, dass diese Wörter oft gedankenlos benutzt werden und vor allem provozieren sollen. “Nicht hinter jedem Schimpfwort steckt eine Ideologie”, sagt Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. Doch sind die Schmähungen für die jüdische Gemeinde ein Alarmsignal.
Gedankenlos Wörter zu benutzen ist keine Entschuldigung. Sie werden zur Gewohnheit und brennen sich ins Gedächtnis und später als Wahrheit ein. Wo sind denn da die Eltern oder diePädagogen? Oder ist es mittlerweile Mainstream und man delegiert was man eigentlich meint auf den Schulhof?
Als ich Jugendliche coachte (Erwachsenbildung), da schrien sich eher muslimische Jung gegenseitgt: Jude oder Du Jude zu (einige Jahre war es eher üblich jene “Neckereien” mit Hurensohn, bei Frauen Du Schlampe) zu zurufen. Lehrer, die an Frankfurter Schulen unterrichten (meist Gesamtschule oder Hauptschule) kennen auch oft die Situation mit den “Neckereien”, als Schimpfwort: Du Jude, Du Schwuler, Behinderter, Spasti (bes. seit der Inclusion für beh. Kinder extrem heftig). Berufsschullehrer berichten ähnliches. Schlimm genug, dass die meisten Lehrer nur noch abgestumpft durch die Gängen gehen, wenn sie jene “Neckereien” bis Pöbeleien hören (meist sind die Betroffenen keine Juden, selten schwul).. Das Thema mit den für mich geschmacklosen Beleidungen versuchte ich zu thematisieren (im Gegensatz zu meinen Kollegen u. dem Vorgesetzten). Man darf da nicht achselzuckend und obercool Nicht-Reagieren. Die wenigen Antidiskiminierungsbeauftragten können zwar die Themen aufgreifen. Nach einigen Monaten ist meist der Effekt wieder weg.
Angelika Jung-Sattinger
Gedankenlos Wörter zu benutzen ist keine Entschuldigung. Sie werden zur Gewohnheit und brennen sich ins Gedächtnis und später als Wahrheit ein. Wo sind denn da die Eltern oder diePädagogen? Oder ist es mittlerweile Mainstream und man delegiert was man eigentlich meint auf den Schulhof?