Die Judasfeuer | RIAS Bayern – Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus | Facebook
Kurz vor Ostern werden auch heute noch in Teilen Bayerns sogenannte „Judasfeuer“ entzündet, die in einer antisemitischen Tradition stehen. Der Brauch, bei dem mancherorts Puppen in Menschengestalt verbrannt werden, dient der symbolisch-rituellen „Bestrafung“ der biblischen Figur Judas Iskariot für seinen Verrat an Jesus Christus. Judas Iskariot wird in antijudaistischer Tradition christlicher Prägung mit „den Juden“ identifiziert. Noch im 20. Jahrhundert wurden in Bayern die Feuer teilweise „Jud“ oder „Judenfeuer“ genannt.
Lesen Sie unseren ausführlichen Bericht zu den Judasfeuern (PDF-Datei): https://report-antisemitism.de/…/2020-04-02_rias-by…
„Mit dem Ende der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie werden in diesem Jahr leider wieder Judasfeuer stattfinden. Einem Teil der Menschen, die die Feuer veranstalten oder daran teilnehmen mag der antisemitische Hintergrund des Judasfeuers gar nicht bewusst sein. Auf dieses Problem wollen wir aufmerksam machen“, sagt RIAS-Bayern-Leiterin Dr. Annette Seidel-Arpacı.
Die „Judasfeuer“, die nicht mit traditionellen Osterfeuern zu verwechseln sind, konzentrieren sich auf die Gegend zwischen Donauwörth, Ingolstadt, Augsburg, Landsberg am Lech und München sowie Teile Unterfrankens. Auch für die Kartage 2022 wurden unter anderem in den Landkreisen Aichach-Friedberg, Dachau, Freising, Fürstenfeldbruck, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen an der Ilm, und Schweinfurt wieder „Judasfeuer“ angekündigt. Sie werden regional auch unter anderen Namen abgehalten, etwa „Jaudus“ oder „Ostermobrenna“. Dabei handelt es sich seltener um kirchliche Veranstaltungen. Ein Großteil der Feuer wird von christlichen Laien, oft Jugendlichen, die in örtlichen Vereinen organisiert sind, veranstaltet.
Ein „Judasfeuer“ im polnischen Pruchnik sorgte 2019 für weltweite Empörung. Hier wurde eine Puppe mit der Bezeichnung „Judas 2019“ verbrannt, die mit Hakennase und orthodox-jüdischer Kopfbedeckung und Haartracht entsprechend stereotyper antisemitischer Vorstellungen gestaltet war. Die „Judasfeuer“ in Bayern finden zwar nicht mit einer derartigen antisemitischen Markierung statt, gründen aber auf derselben Tradition.
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