Historiker Yehuda Bauer : Es ist nicht wie 1933 – aber es ist gefährlich | Berliner Zeitung
„Ich wohne in einem Altersheim. Offiziell heißt es natürlich: Betreutes Wohnen“, schreibt Yehuda Bauer, 92 Jahre alt, einer der berühmtesten Holocaustforscher der Welt, als wir uns per Mail zum Interview verabreden. Er schreibt immer gleich zurück, er hat immer sein Smartphone zur Hand. Er redet auch schnell, und als wir uns treffen, läuft er mit einer Geschwindigkeit, die man ihm nicht zutraut, von der Lobby seines Jerusalemer Heimes zum Fahrstuhl und vom Fahrstuhl zu seinem Apartment. Kaffee oder Tee?, fragt er, setzt Wasser auf, serviert Kuchen, und dann spricht er fast drei Stunden lang auf Deutsch, seiner Muttersprache, über seine Forschungen, seine Zweifel, über sein Leben. Draußen hinter den Bergen Jerusalems geht die Sonne unter, Bauer aber wird immer wacher. Am Ende des Gesprächs sagt er: „Wir haben noch gar nicht über den Holocaust geredet.“
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