Holocaust-Debatte: Die Gleichmacher – Seit kurzem wird die Singularität des Holocausts auch von links in Frage gestellt: Sie verdränge koloniale Genozide und sei eine deutsche Zivilreligion. Die Argumente dieser Kritik sind voller historischer Lücken. | FAZ.NET
Je länger der Massenmord an den europäischen Juden zurückliegt, desto abenteuerlichere Behauptungen können über ihn gemacht werden. Das meint nicht seine Leugnung. Sie ist zu absurd, um mehr als ekelhaft zu sein. Vielmehr geht es um die Behandlung des Holocausts als „Narrativ“, dessen Bedeutung übertrieben werde. Es sei provinziell, heißt es derzeit, Auschwitz von allen anderen Genoziden der jüngeren Weltgeschichte zu unterscheiden. Die Chancen für solche Einordnungen der Shoah ins allgemeine Schlachtgeschehen der Historie erhöhen sich inzwischen schon aus demographischen Gründen. In deutschen Schulen treten gerade die letzten Überlebenden der Vernichtungslager auf. Soeben ist der älteste noch lebende Befreier von Auschwitz 98-jährig gestorben. Die biographischen Verbindungen werden dünner, und die Zeit ist unbarmherzig.
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