Keine Zeit mehr für Appeasement – Götz Aly und Jan Weyand legen Studien zur Genese des modernen Antisemitismus vor | Literaturkritik

Keine nachvollziehbare These: Götz Alys „Europa gegen die Juden 1880-1945“
Seit Auschwitz stellen sich im Wesentlichen zwei Fragen. Erstens: Wie war es überhaupt möglich, binnen weniger Jahre Großteile des europäischen Judentums auszulöschen? Und zweitens: Wie lässt sich eine zukünftige Wiederholung der Shoah verhindern? Der Historiker Götz Aly hat zur ersten Frage bereits eine Reihe von Büchern vorgelegt. Das Hauptproblem an Alys Ansätzen ist es jedoch, dass der Autor keine befriedigende Antwort auf die zweite Frage gegeben hat. Letztlich hat er dies auch gar nicht erst versucht. Das hängt mit seiner irrigen Annahme zusammen, der Antisemitismus habe stets auf realen Auslösern beruht, also auf einer statistisch nachweisbaren Rolle der Juden in ihrer jeweiligen Gesellschaft, die eine Provokation für Judenhasser dargestellt habe. Wäre dem so, müsste man einfach nur diese faktischen Empörungsanlässe beseitigen oder gesellschaftliche Kompromisse finden, und alles wäre wieder gut. Das gesamte Problem des Antisemitismus wäre dann so banal, dass man in der Tat nicht viel mehr Worte darüber verlieren müsste.
Seit Auschwitz stellen sich im Wesentlichen zwei Fragen. Erstens: Wie war es überhaupt möglich, binnen weniger Jahre Großteile des europäischen Judentums auszulöschen? Und zweitens: Wie lässt sich eine zukünftige Wiederholung der Shoah verhindern? Der Historiker Götz Aly hat zur ersten Frage bereits eine Reihe von Büchern vorgelegt. Das Hauptproblem an Alys Ansätzen ist es jedoch, dass der Autor keine befriedigende Antwort auf die zweite Frage gegeben hat. Letztlich hat er dies auch gar nicht erst versucht. Das hängt mit seiner irrigen Annahme zusammen, der Antisemitismus habe stets auf realen Auslösern beruht, also auf einer statistisch nachweisbaren Rolle der Juden in ihrer jeweiligen Gesellschaft, die eine Provokation für Judenhasser dargestellt habe. Wäre dem so, müsste man einfach nur diese faktischen Empörungsanlässe beseitigen oder gesellschaftliche Kompromisse finden, und alles wäre wieder gut. Das gesamte Problem des Antisemitismus wäre dann so banal, dass man in der Tat nicht viel mehr Worte darüber verlieren müsste.
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