Trauer: »Er war eine herausragende Persönlichkeit« – Zentralratspräsident Josef Schuster würdigt Richard von Weizsäcker | Jüdische Allgemeine

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Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland trauert um Richard von Weizsäcker. Er sei eine »herausragende Persönlichkeit« gewesen, erklärte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, am Samstagabend. »Wir trauern um ihn und sprechen seiner Familie unser tiefes Mitgefühl aus. Sein Tod ist ein großer Verlust für das ganze Land.«…


37 Kommentare
  • Robert Dupuis

    Auf auf Hitlers Wunsch wurde Ernst von Weizsäcker am 24. März 1937 zum Ministerialdirektor ernannt. Ein Jahr später, am 3. April 1938, wurde Weizsäcker erster Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. Vorher war er der NSDAP mit der Mitgliedsnummer 4.814.617 beigetreten. Auf Betreiben Ribbentrops wurde Weizsäcker mit Wirkung vom 20. April 1938 von Himmler als SS-Oberführer (SS-Nr. 293.291) in die Allgemeine SS aufgenommen und unterschrieb den Aufnahme- und Verpflichtungsschein der SS am 23. April 1938. Am 9. November 1938 wurde er als SS-Führer auf Adolf Hitler vereidigt.Weizsäcker war mit seiner SS-Aufnahme dem persönlichen Stab Himmlers zugeteilt. Diesem SS-Hauptamt unterstanden vor allem die privaten Organisationen „Lebensborn“, „Freundeskreis Reichsführer SS“, „Ahnenerbe“ und die Wewelsburg. Im März und Juni 1942 wurde von Weizsäcker schriftlich durch Franz Rademacher, den Leiter des „Judenreferats“ im Auswärtigen Amt, über „Künftige Maßnahmen gegen Mischlinge I. und II. Grades” und die „Frage der Sterilisierung der 70 000 Mischlinge” informiert. Am 14. April 1949 wurde Weizsäcker wegen seiner aktiven Mitwirkung bei der Deportation französischer Juden nach Auschwitz und damit wegen eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu fünf Jahren Haft verurteilt. Er wurde am 16. Oktober 1950 aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg im Zuge einer allgemeinen Amnestie entlassen. Dem Gericht lagen zum Zeitpunkt des Urteils allerdings nicht alle heute bekannten Dokumente vor. Ernst von Weizsäcker hatte Deportationsbefehle für französische Juden in das Konzentrationslager Auschwitz abgezeichnet.[17] Vor Gericht verteidigte er sich mit dem Argument, die in Frage kommenden Juden seien schon interniert und in Gefahr gewesen. Man hätte sehr leicht zu dem Schluss kommen können, dass sie bei der Deportation nach dem Osten weniger Gefahr laufen würden als an ihrem jetzigen Aufenthaltsort; zu jener Zeit habe der Name Auschwitz für niemanden etwas Besonderes bedeutet. Die Richter bezweifelten jedoch diese Darstellung.
    Seine Strategie zu behaupten, von den Todeslagern erst nach dem Krieg erfahren sowie die verschleiernde Terminologie der „Endlösung der Judenfrage“ und den „Arbeitseinsatz im Osten“ nicht durchschaut zu haben, wurde von den meisten damaligen Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes genutzt. Allerdings gibt es Indizien für die vorhandene Kenntnis vom verbrecherischen Vorgehen des NS-Staates gegenüber Juden, zum Beispiel die Vortragsnotiz vom 10. Dezember 1941 des Unterstaatssekretärs Luther, Teilnehmer der Wannseekonferenz. Diese hatte er zum Vorgehen der Einsatzgruppen für den Reichsaußenminister vorbereitet. Weizsäcker hat sie zur Kenntnis genommen und mit seiner Paraphe versehen.

  • Ursula Duba

    die unwissenheit von nazi-SS-verbrechern ist schon imponierend. (hat deutschland wegen der weitverbreiteten dummheit den krieg verloren? und haben die ihre saudummen luegen selbst geglaubt? wenn ja, tatsaechlich?)

  • Thomas Welsch

    Ich halte nichts davon, Söhnen die Taten oder Haltungen ihrer Väter vorzuwerfen. Ich kann mich allerdings an eine Talkshow erinnern, in der Richard Weizsäcker, der sonst gerne einen auf liberalen Ehrenmann machte, Marcel Reich-Ranicki schäbig grinsend anging. Für mich war Richard Weizsäcker ohne Zweifel ein Vertreter des groß- und bildungsbürgerlichen Antisemitismus.

  • Till Heinz

    Ernst von Weizsäckers Chef Ribbentrop hat immerhin verstanden, warum er in Nürnberg gehenkt wurde, die Weizsäckers haben dagegen immer Wert darauf gelegt, nichts gewußt, nichts gesehen und stets untadelig gehandelt zu haben.

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