Interview mit Wolfgang Günter Lerch über iranisches Atomprogramm

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Interview mit Wolfgang Günter Lerch über iranisches Atomprogramm

Die Zeitung Kayhan veröffentlichte am 1. Oktober 2003 ein Interview mit dem FAZ-Redakteur Wolfgang Günter Lerch. Dieser zeigte einerseits Verständnis für die atomare Aufrüstung des Iran, bezeichnet diese andererseits aber auch als Katastrophe:

„Der wichtige deutsche Experte sagte: ‚Für mich ist die atomare Forschung legitim und ein natürliches Recht des Iran.‘ Wolfgang Günter Lerch äußerte sich im Zusammenhang mit den neuen Positionen der IAEA gegenüber der IRNA wie folgt: ‚In Anbetracht der geopolitischen Lage des Iran und unter Berücksichtigung der Nachbarn des Iran glaube ich sogar, dass falls der Iran sogar nach atomaren Waffen strebt, dies sein natürliches und logisches Recht ist. Dieses Verständnis bedeutet nicht, dass ich die sofortige Beschaffung von Atomwaffen seitens des Iran absegne oder gut heiße. Es bedeutet jedoch, dass eine Reihe von Berechnungen, die der Iran anstellt, nachvollzogen werden können.‘ Der deutsche Experte bejahte die Frage, ob die israelische Atomwaffenfabrik ein Grund für sein Verständnis gegenüber dem iranischen Atomprogramm sei: ‚Es ist nicht der allererste Grund, aber wir müssen sehen, dass der Iran nicht weit von Israel entfernt ist. Auch die Atommacht Russland ist nicht weit vom Iran entfernt. Pakistan und Indien sind ebenfalls Atommächte und Nachbarn des Iran. Ebenso ist China eine atomare Supermacht der Zukunft.‘ Der deutsche Experte sagte bezüglich der Diskussionen über die Untersuchung des atomaren Potentials des rassistischen israelischen Regimes in der Generalversammlung der Vereinten Nationen: ‚Ich befürworte eine Waffenkontrolle und eine Abrüstung, insbesondere im Mittleren Osten, der voller Waffenist. Ich bin aber der Überzeugung, dass der Westen und die internationalen Institutionen in der Vergangenheit eine sehr einseitige Sichtweise hatten. Niemand spricht über Israel und für dieses Land gelten Ausnahmeregelungen. Dies kann nicht länger hingenommen werden. Wenn wir ein Sicherheitssystem in der Region anstreben, dann müssen wir fair handeln und eine einseitige Haltung wird zu keinem Erfolg führen.‘ Auf die Frage, ob die IAEA Israel zwingen könnte seine atomare Waffen abzuschaffen, sagte der deutsche Experte: ‚Ich habe in dieser Hinsicht große Zweifel. Die Frage ist, wer Israel zu etwas zwingen könnte. Wir sind Zeugen, dass dies auch in der [gegenwärtigen] Friedenspolitik sehr schwierig ist. Der prinzipielle Fehler der westlichen Politik gegenüber dem Mittleren Osten ist, dass davon ausgegangen wird, dass der Westen in der Region entweder mit guten Absichten oder auf Grundlage eigener Interessen intervenieren kann. Ich denke, dass ein Austritt des Iran aus dem Non-Proliferationsabkommen [Nichtverbreitungsvertrag] der IAEA eine Katastrophe wäre.'“


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