Debatte um die Position Irans

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Debatte um die Position Irans

 

Immer wieder sorgt Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad für Aufsehen durch seine israelfeindlichen und antisemitischen Äußerungen. Im März dieses Jahres nun erschien ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung, der einen Übersetzungsfehler attestierte – man habe Ahmadinedschad falsch verstanden, da er auf der Konferenz „Eine Welt ohne Zionismus“ nicht gesagt habe, Israel solle von der Landkarte verschwinden, sondern: „Dieses Besatzerregime muss von den Seiten der Geschichte (wörtlich: Zeiten) verschwinden.“ Ahmadinedschad habe nicht die Auslöschung Israels gefordert oder die Vernichtung des jüdischen Volks, sondern einen Regimewechsel. Kurze Zeit später ergänzte die SZ ihre Debatte durch einen weiteren Artikel, in dem es hieß, dass es „[…] wohl eher Haarspalterei [ist], auf gewisse Übersetzungsungenauigkeiten zu verweisen. An Sinn und Zielsetzung des Satzes ändert es wenig.“

Tatsächlich scheint es problematisch, sophistische Diskussionen über die Übersetzung dieses „Schlüsselsatzes“ zu führen: Die gesamte Rede enthält massive Verbalattacken und Drohungen gegen Israel, das als „Schandfleck“ aus dem Schoss der islamischen Welt beseitigt werden soll (siehe die Übersetzung der Rede). Und auch wenn manche Äußerung Ahmadinedschads wohl eher politisches Kalkül als ernstgemeinte Zielsetzung ist, sollte man seine fortgesetzten Angriffe Richtung Israel Ernst nehmen – gerade im Hinblick auf das iranische Atomprogramm. Wohl auch deshalb hat die Bundeskanzlerin in ihrer Rede vor der Knesset am 18. März 2008 mit Nachdruck betont, dass die gesicherte Existenz Israels Teil der deutschen Staatsräson ist: „Jede Bundesregierung und jeder Bundeskanzler vor mir waren der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels verpflichtet. Diese historische Verantwortung Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines Landes. Das heißt, die Sicherheit Israels ist für mich als deutsche Bundeskanzlerin niemals verhandelbar ‑ und wenn das so ist, dann dürfen das in der Stunde der Bewährung keine leeren Worte bleiben.“

 

  • Rede
    Die umstrittene Rede Ahmadinedschads im Wortlaut

    Die umstrittene Rede Ahmadinedschads vom 26. Oktober 2005 in Teheran, Iran auf der Konferenz „Eine Welt ohne Zionismus“, übersetzt von Eckart Schiewek/Sprachendienst des Deutschen Bundestages.

  • Peter Philipp
    Iran und Israel

    Die iranische Führung, Hisbollah, Hamas und andere betrachten die Existenz Israels per se als „Besatzungsregime“ – und Israel als Fremdkörper in der Region. Peter Philipp mit einer Analyse.

  • Henryk M. Broder
    Polemik: Israel muss weg!
    Heißt es Baader-Meinhof-Gruppe oder -Bande? Ist ein Schießbefehl gleichzeitig auch ein Tötungsbefehl? Und ist Ahmadinedschad falsch verstanden worden, da er ja nur meinte, Israel solle von den Seiten der Geschichte verschwinden – nicht aber von der Landkarte? Henryk M. Broder mit einer Polemik.

  • Matthias Küntzel
    Ahmadinejads Mission

    Erstmals seit dem „Dritten Reich“ haben im gegenwärtigen Iran die Machthaber eines großen Landes den Antisemitismus, die Holocaust-Leugnung und die Absicht, ein UN-Mitgliedsland zu liquidieren, ins Zentrum ihrer Außenpolitik gerückt, meint Matthias Küntzel.
 

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