Kapitän der „Exodus“ gestorben

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Jerusalem, 26. April 2008 – Im Alter von 90 Jahren ist Jossi Joel Hamburger in Tel Aviv gestorben, der Kapitän des legendären Schiffes „Exodus“, das trotz einer britischen Blockade versuchte Überlebende des Holocaust nach Haifa zu bringen. Die Geschichte dieses Schiffes erhielt Weltruhm durch den gleichnamigen Roman von Leon Uris und einem danach gedrehten Film.
Hamburger, der sich später in Harel umbenannte, wurde 1919 in Jerusalem geboren. Seine Familie wanderte schon im 19. Jahrhundert nach Palästina aus und lebte im jüdischen Viertel Jerusalems.
1946 kaufte die zionistische paramilitärische Organisation Haganah einen umgebauten Ausflugsdampfer, die „President Warfield“. Das Schiff wurde umbenannt, nach dem 2. Buch Mose: „Exodus – Der Auszug des Jüdischen Volkes aus der Sklaverei in Ägypten“. Die „Exodus“ startete mit 4.515 Passagieren im französischen Sète. Die Fahrt wurde vom britischen Geheimdienst überwacht und von fünf Kreuzern begleitet.
Vor Haifa wurde die Exodus von der britischen Marine aufgebracht. Es gab heftige Kämpfe. Drei Menschen an Bord des Flüchtlingsschiffs starben, viele wurden verwundet, darunter auch Frauen und Kinder.
Am 18. Juni 1947 gelangte das Schiff mit Hamburger am Steuer nach Haifa. Die britische Mandatsmacht ließ aus Rücksicht auf die Araber keine jüdische Masseneinwanderung nach Palästina zu, nicht einmal von Holocaustüberlebenden. 
Im Hafen von Haifa wurden die Passagiere auf drei britische Gefangenenschiffe verladen und zurück nach Frankreich geschickt. Obwohl die Situation an Bord menschenunwürdig war, weigerten sich die meisten Passagiere drei Wochen lang, die Schiffe zu verlassen. Die französische Zeitung „L`Humanité“ sprach vom „schwimmenden Auschwitz“. Die Schiffe stachen dennoch wieder in See. Am 8. September 1947 erreichte das erste Schiff mit Passagieren der Exodus den Hamburger Hafen.
„Dass die sich überhaupt bewegen konnten, Menschen so grau so blass, so aschfahl waren, die sich benahmen wie Traumwandler, sich marionettenhaft bewegten, die einfach nicht begreifen konnten, was da passierte“, schrieb damals Ralph Giordano, der Zeuge der Ankunft des Schiffes in Hamburg war.
Die Passagiere wurden mit Güterzügen in zwei Lager bei Lübeck gebracht. Viele schlugen sich von dort erneut nach Palästina durch. Der israelische Autor Joram Kanjuk schrieb die Geschichte von Kapitän Hamburger auf: „Der Staat Israel wurde auf der Exodus geboren. Ein knappes Jahr, bevor er offiziell ausgerufen wurde.“

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