Der europäisch-iranische Wirtschaftskrieg

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Der europäisch-iranische Wirtschaftskrieg  

Wahied Wahdat-Hagh von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE
 
 
Der Iran zieht seine Auslandsdevisen von den europäischen Bankenkonten ab und will diese in Asien und im Iran investieren. Damit will das Land möglichen Sanktionen aus dem Weg gehen.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad ist laut Farsnews der Überzeugung, dass europäische Regierungen den Iran unter Druck setzen wollen. Die iranischen Devisen, die auf europäischen Banken liegen, seien in Gefahr. Ahmadinedschad sagte am 10. Juni, es gäbe Möglichkeiten, wie die Petrodollars im „Interesse der Bevölkerung“ investiert werden könnten. Er fordert, dass iranische Auslandsdevisen im Iran investiert werden. [http://www.farsnews.com/newstext.php?nn=8703210969]

Die iranische Zeitung Etemaad berichtete, Präsident Mahmud Ahmadinedschad habe angeordnet, dass große iranische Banken – es sind meist staatliche – ihre Guthaben von europäischen Bankkonten abheben und auf das Konto der iranischen Zentralbank zurückinvestieren müssen. [ http://www.etemaad.com/Released/87-03-21/133.htm ] Etemaad geht davon aus, dass die Europäische Union weitere Sanktionen gegen iranische Banken verhängen wird. Der Kapitaltransfer der iranischen Auslandsdevisen soll durch einige iranische Firmen, die in Dubai und in anderen Golfstaaten angesiedelt sind, realisiert werden.

Etemaad schreibt, dass Ahmadinedschad diesen Befehl angeordnet habe, nachdem die Hamburger Filiale der Melli-Bank von deutschen Beamten kontrolliert worden sei. Das Europäische Parlament werde noch weitere Entscheidungen über die Aktivitäten dieser Bank treffen. Etemaad weiß auch, dass westliche Regierungen befürchten, dass vor einem endgültigen Urteil des Europäischen Parlaments alle Guthaben der Melli-Bank in Hamburg, Paris und London in den Iran zurückinvestiert werden könnten. Holländische Banken sollen dabei sein das iranische Kapital über Dubai und andere Golfstaaten in den Iran zurückzutransferieren.

Die iranischen Auslandsdevisen betragen rund 75 Milliarden US-Dollar. Das Europäische Parlament sei seit einigen Monaten dabei gesetzliche und technische Vorkehrungen zu treffen, um die Konten der Melli-Banken in London, Paris und Hamburg zu schließen, schreibt die iranische Zeitung Etemaad. Die Vereinigten Staaten von Amerika sollen europäische Regierungen und Banken unter Druck gesetzt haben, iranischen Banken keinen Zugang mehr zum internationalen Kapital zu gestatten, d.h. Kredite internationaler Banken zu unterbinden. Der Iran zieht Etemaad zufolge die Devisen aus diesen Banken ab und will sie in Asien und direkt im Iran reinvestieren.

Iran entwickelt bereits mehrere Szenarien

Mohssen Talai, wirtschaftspolitischer Sekretär des iranischen Außenministers bestätigte laut Bornanews, dass der Iran verschiedene Szenarien als Reaktion auf europäische Sanktionen entwickelt habe. Der Iran will seine Auslandskapitalien in Gold und Aktien anlegen. Der Iran hat seine gesamten Guthaben beispielsweise schon seit drei Jahren von der Hongkong and Shanghai Banking Cooperation HSBC abgehoben, da Sanktionen befürchtet wurden.

Talai zufolge können Sanktionen iranische Devisen kaum treffen, da verhältnismäßig wenig Kapital auf den europäischen Banken existiere. Möglicherweise werden auch die iranischen Devisen auf japanischen Banken anders investiert werden. Laut Talai betragen die iranischen Devisen, die in japanischen Banken deponiert sind immerhin 12 Milliarden US-Dollar. Welchen asiatischen Banken der Iran traut, wurde bisher nicht bekannt gegeben. [http://www.bornanews.ir/Nsite/FullStory/?Id=155964]

Der Chef der iranischen Zentralbank Tahmasseb Mazaheri wollte am 9. Juni noch nichts über diese Kapitalbewegungen sprechen. [http://www.bornanews.ir/Nsite/FullStory/?Id=155964] Offenbar ist Mazaheri mit den Entscheidungen des Präsidenten nicht einverstanden. Er könnte der nächste sein, der gehen muss oder freiwillig geht.

 
 
 

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