Israels Straßenschilder werden jüdisch

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Erzvater Abraham
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Erster Präsident Weizman
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Theodor Herzl
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Ha-Palmah Straße mit diakritischen Zeichen
Jerusalem, 13. Juli 2009 – Israels Verkehrsminister Israel Katz will alle Straßenschilder zum „Judentum zu konvertieren“. Alle Städtenamen auf den dreisprachigen Straßenschildern sollen künftig nur gemäß ihrer hebräischen Aussprache wiedergegeben werden, auf Arabisch wie auf Englisch. So wird man künftig nicht mehr nach Jerusalem fahren oder (auf Arabisch) nach El Kuds, sondern nur noch nach Yerushalayim, auf Hebräisch und in arabischen wie lateinischen Lettern. Ceasarea wird zugunsten von Kesariya abgeschafft. Selbst das alte Nazareth soll von Israels Straßen verschwinden. Es heißt künftig in der englischen Zeile „Natsrat“.
Seit über einem Jahr arbeite das Verkehrsministerium an einer Vereinheitlichung von 2000 Ortsnamen. So wiesen bisher Schilder zum „Sea of Galilee“ oder zum „Yam Kineret“, womit der See Genezareth gemeint ist. Die Hafenstadt des Pontius Pilatus heißt auf den uneinheitlichen Straßenschildern Qesariyya, Qesarya, Ceysaria oder eben klassisch Caesarea. Dieses Durcheinander bei der Schreibweise habe es Touristen, die weder hebräisch noch arabisch lesen können, erschwert, ihren Weg zu finden, hieß es im Verkehrsministerium. Offenbar glaubt das Verkehrsministerium, dass künftig die Touristen sofort kapieren, wo es zum biblischen Caesarea langgeht, wenn auf den neuen Einheitsschildern neben Hebräisch und Arabisch künftig „Kesariya“ das Ziel ist. 
Zudem will der Minister vom ultrarechten Flügel des Likudblocks nicht mehr palästinensischen Nationalismus unterstützen. Bisher stand in der arabischen Zeile der Verkehrsschilder neben Jerusalem in Klammern auf Arabisch „El Kuds“. Das soll ersatzlos gestrichen werden.
Städte- und Ländernamen waren freilich seit jeher ein Politikum. So hat der römische Kaiser Hadrian die von ihm besetzte Provinz Judäa in Palästina umgetauft und deren Hauptstadt Jerusalem in Aelia Capitolina. Aus gleichen Gründen reden die Russen heute von Kaliningrad und strichen den deutschen Namen Königsberg.
Ohnehin strotzen auf israelischen Straßenschildern zum Teil köstliche Schreib- und Übersetzungsfehler. So weist in Haifa ein Schild in lateinischen Lettern nach „Lanamal“. Wörtlich aus dem Hebräischen Übersetzt bedeutet das: „Zum Hafen“. In der südisraelischen Stadt Beer Schewa befindet man sich vermeintlich in zwei verschiedenen Straßen, wenn man die Straßennamen nur auf Englisch liest. Links geht man die „Rehov Hertzel“ entlang, rechts steht man  korrekt auf der „Rehov Herzl“, benannt nach dem Wiener Journalisten Theodor Herzl. Gelegentlich kommen die Schildermacher den Touristen soweit entgegen, dass sie statt „Rehov“ (Straße auf Hebräisch) wenigstens „Street“ oder „Road“ schreiben.
Auf eine originelle Idee kam der Schildermacher der „Hpalmach“ Straße. Auf der anderen Straßenseite, auf dem etwas korrekten Schild der „Ha-Palmach“ Straße, hat der Schildermacher sogar „diakritische“ Zeichen eingesetzt. Das sind Pünktchen und Strichlein, die in der vokallosen hebräischen Bibel als Lesehilfen die Vokale ersetzen. Chaotisch geht es auch beim biblischen Erzvater Abraham zu. Die Straße zu seinen Ehren heißt „Abreham“  oder „Avraham“ 
Nicht einmal den Namen ihres ersten Staatspräsidenten Chaim Weizman  können die Schildermacher einheitlich und korrekt wiedergeben. Auf der einen Straßenseite wird er mit einem „n“ geschrieben, auf der anderen mit einem doppelten „n“.
Die Pläne des nationalistischen Verkehrsministers stoßen erwartungsgemäß bei arabischen Knesset-Abgeordneten auf Widerstand. Ibrahim Sarsur bezeichnete das „Bemalen der Hinweisschilder mit einem ideologischen Pinsel“ als eine „Beleidigung der nationalen Identität“ der israelischen Araber. „Das ist ein rein rassistischer Akt und ein Zeichen für den moralischen Niedergang des Verkehrsministers.“


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