Kommentar: Israels Debakel

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Jerusalem, 31. Mai 2010 – „Israel steht die schlimmste politische und diplomatische Krise seiner Geschichte bevor“, meinte Oded Granot, ein prominenter Fernsehkommentator. Das Debakel war vorherzusehen und die sogenannten Friedensaktivisten von „Befreit Gaza“ hatten mit Hilfe der Türkei, Griechenlands und anderer Länder alles darauf angelegt, Israel ins offene (politische) Messer rennen zu lassen.

Die der Hamas-Organisation, El Kaeda und dem internationalen „Islamischen Dschihad“ nahestehenden Aktivisten planten und wollten die Konfrontation, um Israel zu diskreditieren. Ihr Anliegen, Mineralwasser und andere Hilfsgüter den angeblich notleidenden Bewohnern des von Ägypten und Israel abgeriegelten Gazastreifens zu bringen, war von vornherein nur Nebensache. Israel hatte angeboten, die Waren in Aschdod zu löschen, auf Waffen und Sprengstoff zu prüfen und dann per Lastwagen nach Gaza zu bringen. Täglich bringen hunderte Lastwagen Versorgung nach Gaza. Deshalb herrscht dort kein Hunger.

Völlig unerwähnt bleibt, dass Israel die Blockade des Gazastreifens vor vier Jahren infolge der Entführung des Soldaten Gilad Schalit verhängt hat. Diesen Soldaten in Geiselhaft zu halten, scheint der radikal-islamischen Hamas wichtiger zu sein, als die Wohlfahrt von 1,5 Millionen Palästinensern. Aus guten Gründen hält auch Ägypten seine Grenze zu Gaza geschlossen.

Ob die israelischen Soldaten ein willkürliches Massaker an den Demonstranten angerichtet haben, oder aber, ob die Friedensaktivisten die Soldaten mit „präzedenzloser Gewalt“ mitsamt vorbereiteten Waffen angegriffen haben, wird wohl nie einwandfrei geklärt werden.

Klar ist, dass Israel fatale Fehler gemacht hat: Sein Geheimdienst hatte nicht vorhergesehen, dass die Friedensaktivisten physische Gewalt planten und Waffen an Bord gebracht hatten. Darauf waren die Soldaten nicht vorbereitet worden. Sie hatten geglaubt, nur mit Spucke und Flüchen konfrontiert zu werden, und trainiert, darauf „mit Zurückhaltung“ zu reagieren. Aus Angst um ihr Leben hätten sie das Feuer eröffnet, mit den entsprechenden Folgen.

Ein weiterer Fehler war der Beschluss, die Schiffe zu entern. Die israelische Marine hätte die Friedens-Flottille auf hoher See blockieren und belagern können, bis die Gaza-Befreier wieder abdrehen. Das hätte weder Tote noch Verletzte gekostet und Israel vielleicht ein Hagel schlimmster Verurteilungen, sogar von Angela Merkel erspart.

Die Schiffe nach Gaza durchzulassen oder die Blockade des Gazastreifens aufzuheben, auf Druck von Terrororganisationen, wäre eine Alternative gewesen. Doch das hätte unausdenkbare Folgen nicht nur für Israel, sondern jeden anderen souveränen Staat in der Welt gehabt.


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