Bemerkungen zur Naqba-Berichterstattung

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Bemerkungen zur Naqba-Berichterstattung

HonestReporting Media BackSpin, 16. Mai 2011

Als ich mir die Berichterstattung über die letzten Ereignisse an Israels Grenzen durchgesehen hatte, wurde ich gleich mehrmals aufgeschreckt:

• Demonstranten oder Eindringlinge?

Die meisten Schlagzeilen lauten, dass Israel das Feuer auf „Demonstranten“ eröffnet habe. Aber das waren nicht die Allerweltsdemonstranten, die wir sonst kennen. Es gab ernsthafte Versuche, Israels Grenzen zu überrennen. Und beim Golan war man damit erfolgreich. Bedenken wir, dass es sich hier nicht um die belgisch-niederländische oder selbst die mexikanische Grenze zur USA handelt, wo illegale Einwanderer versuchen, die Grenze zu überqueren, um ein besseres Leben führen zu können. Die Grenzen  zu Syrien, Libanon und Gaza sind Kriegsgrenzen.

Jede Infiltration muss ernst genommen werden – und entsprechend hätte auch die Presse über diese Vorfälle berichten sollen: als Versuch, unrechtmäßig die Grenze eines souveränen Staats zu verletzen.

Und was sollen die vielen Schlagzeilen, die mit „Israel eröffnet das Feuer“ aufwarten? Wieder einmal wird die Geschichte in Farben geschildert, die von israelischer Aggression statt israelischer Reaktion auf eine Provokation sprechen. Dies bringt wahrscheinlich genau das Ergebnis, das sich diejenigen erhoffen, die hinter diesen Vorfällen stecken: ein Medienereignis, gedacht dazu, die IDF-Truppen in eine Konfrontation vor laufenden Fernsehkameras zu verwickeln und, wie im Fall Syrien, von der Unterdrückung im eigenen Land abzulenken.

• Beschuss unbewaffneter Zivilisten?

Beim Betrachten der Ereignisse auf Sky News war es sehr verstörend zu hören, wie Nahost-Korrespondent Dominic Waghorn Israels Aktionen mit denen von Syrien verglich – also beide schießen auf unbewaffnete Zivilisten.

Hey Dominic – glaubst du wirklich, dass man hier ernsthaft einen schlüssigen Vergleich ziehen kann?

Über 800 tote Syrer sind ein Beweis erneuter völliger Missachtung des syrischen Regimes für das Leben seiner eigenen Bürger und ein Beleg für Bashar Assads Entschlossenheit, mit größtmöglicher Brutalität einen nationalen Aufstand niederzuschlagen.

Auch wenn einige Tote und zahlreiche Verletzte selbstverständlich tragisch sind, gibt es keinen Zweifel daran, dass, wenn Israel die gleiche Politik angewandt hätte wie Syrien bezüglich der Kontrolle von Menschenmassen oder Beendigung von Unruhen, die israelischen Soldaten die Eindringlinge und Steinewerfer mit Maschinenpistolen niedergemäht hätte, und wir sähen hunderte Tote statt der relativ überschaubaren Zahl derer, die aufgrund der gestrigen Vorfälle ums Leben gekommen waren.

Hoffentlich legt sich bald wieder die Aufregung um diesen besonders hässlichen Tag, und vielleicht sehen die Medien dann diese Vorfälle in einem größeren Zusammenhang als jetzt, und vielleicht haben dann einige von ihnen realisiert, dass sich in Nahost nicht immer alles um Israel und die Palästinenser drehen muss. Aber darauf würde ich nicht setzen.

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