Britischer Zeitungsskandal: Medien nicht über jeden Zweifel erhaben

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Britischer Zeitungsskandal: Medien nicht über jeden Zweifel erhaben

HonestReporting Media BackSpin, 13. Juli 2011

Kommentar
Simon Plosker, HR-Chefredakteur

Erinnern Sie sich an die Empörung, als sich herausstellte, dass das Videomaterial vom angeblichen Tod Mohammed al-Duras, verantwortet durch IDF-Kugeln, gründlich manipuliert worden war?

Oder als die Medien sich beim „Massaker von Dschenin“ geirrt hatten? Was ist mit den manipulierten Reuters-Bildern während des Libanon-Konflikts im Jahr 2006?

Sicher erinnern Sie sich an den Zorn, den Sie zusammen mit anderen Unterstützern Israels verspürten, und dass diese Empörung niemals in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit vorgedrungen war, deren nationale Medien verantwortlich waren für eine Berichterstattung, die von schlecht bis zu unverblümter Verleumdung reichte.

Als ehemaliger Brite räume ich ein, dass ich vor vielen Jahren gelegentlich News of the World las, wenn auch nur den Sportteil (Ich verließ mich auf die mehr intellektuelle Sunday Times für „echte“ Nachrichten).

Da es zu weit führen würde, eine Verbindung zwischen dem so genannten „Hacking Skandal“ und der Berichterstattung zu Nahost, speziell Israel, herzustellen, lohnt es sich, darauf hinzuweisen, welche Ereignisse, die mit Rupert Murdochs Nachrichtenkonzern in Großbritannien zu tun haben, signifikant für den Journalismus generell sind.

Ohne in den dunklen Tiefen der Geschichte sowie die politischen und strafrechtlichen Konsequenzen hinabzutauchen, die in den britischen Nachrichten erörtert werden, genügt wohl der Hinweis darauf, dass die meistverkaufte Boulevardzeitung News of the World dabei erwischt wurde, die Mailbox-Nachrichten von Mobiltelefonen mehrerer öffentlicher Personen, Prominenter und selbst Mitgliedern der Königsfamilie gehackt zu haben.

Weit schlimmer aber ist, dass etwa 4000 Menschen der Attacke zum Opfer fielen. Dazu gehörten das Hacken des Mobiltelefons eines ermordeten Teenagers, was die polizeilichen Ermittlungen zu diesem Zeitpunkt unterbrach, oder das Anzapfen von Telefonen von Familienmitgliedern einiger bei den Londoner Terroranschlägen vom 7. Juli 2005 Ermordeten.

Diese letzten Enthüllungen gaben der öffentlichen und politischen Meinung den Rest und veranlassten Werbepartner, sich von News of the World abzusetzen, die am vergangenen Sonntag nach 168 Jahren ihre letzte Ausgabe herausgegeben hatte. Es bleibt abzuwarten, ob andere Blätter im Stall des Nachrichtenkonzerns wie die The Times of London und The Sun ebenso in ethisch fragwürdige und kriminelle Aktivitäten verstrickt sind.


Was können wir daraus lernen bezüglich unserer eigenen Probleme mit der medialen Berichterstattung über Israel?

• Journalisten und Redakteure sind mit Sicherheit nicht unfehlbar. Sie machen nicht nur Fehler, sondern setzen, wie wir gesehen haben, ethisch höchst fragwürdige und potentiell kriminelle Mittel ein, um an ihre Exklusivstories zu kommen.

• Was dies betrifft, dürfen wir uns nicht gedankenlos darauf verlassen, dass Journalisten und Medien „moralisch Unparteiische“ des arabisch-israelischen Konflikt seien. Im Lichte dessen, was in Großbritannien passiert ist und dessen Medien Israel gegenüber immer über Verhaltensnormen sprechen, wäre es scheinheilig seitens dieser Medien, moralische Urteile über Israel zu fällen.

Leider war ausgerechnet der Guardian, eines dieser britischen Blätter, die gegenüber Israel eine „Ich-bin-heiliger-als-du“-Position vertreten, mitverantwortlich für die Aufdeckung unethischer Aktionen eines seiner Medien-Rivalen.

Selbstverständlich sind die Aktionen von News of the World und eventuell weiterer Blätter des Nachrichtenkonzerns unentschuldbar. Aber das verbirgt denen unter uns, die die Medienberichterstattung über Israel beobachten, nicht die Tatsache, dass es hier sozusagen um ein zweischneidiges Schwert geht.

Auch wenn sie nicht immun dagegen sind, von HonestReporting ins Rampenlicht gestellt zu werden, sind Blätter wie The Times am erfolgreichsten, wenn es auf einem besonders feindseligen Markt gegen Israel geht.

Ebenfalls bedenkenswert sind Forderungen im Vereinigten Königreich nach Stärkung unabhängiger Organisationen wie der Press Complaints Commission (PCC), von der erwünscht wird, dass sie die Medien zur Rechenschaft ziehen kann und außerdem befähigt werden soll, echte Sanktionen gegen beleidigende Publikationen zu verhängen. Die Geschichte von Beschwerden an die PCC bezüglich der Berichterstattung über Israel in Großbritannien ist eine betrübliche, weil die meisten Beschwerden nicht erfolgreich waren.

Und die Serientäterin BBC, wenn es um Berichterstattung über Israel geht, besitzt ein internes Beschwerdesystem, das allein dem angeblich unabhängigen BBC-Konzern gegenüber verantwortlich ist.

Vielleicht wird der aktuelle Skandal, der die britischen Medien im Griff hat, zu mehr Regulierung und Rechenschaftspflicht führen. Wird dies irgendwelche Auswirkungen auf journalistische Standards für die Berichterstattung aus Israel haben?

Ich kann es mir nur sehr schwer vorstellen.

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