Iran droht mit asymmetrischen Krieg und weltweiten Terror

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In einer Studie der wissenschaftlichen Abteilung des Majless, des iranischen Pseudo-Parlaments, die im Januar 2012 erschien, wird vor den iranischen Reaktionen im Fall eines Konflikts mit dem Westen gewarnt. Die Autoren der Studie gehen auf das 10tägige militärische Manöver ein, das der Iran zu Beginn der Weihnachtszeit im vorigen Jahr durchführte. Schon der Termin des Manövers sollte eine Warnung sein, denn es begann just am 24. Dezember und endete am 3. Januar 2012.

Die Studie hebt die geopolitische Relevanz des Persischen Golfs hervor: Täglich würden mehr als 17 Millionen Barrel Öl für den Weltmarkt über den Persischen Golf transportiert. Etwa 20 bis 30 Öltanker müssten täglich die Meerenge passieren. Mehr als 40 Prozent des Öls, das auf dem Weltmarkt gehandelt werde, müsse täglich durch den Persischen Golf transportiert werden. Prinzipiell gehen die iranischen Machthaber und ihre Wissenschaftler davon aus, dass nur der Iran die Sicherheit und den Frieden der Anrainerstaaten sichern könne. Israel und alle prowestlichen Staaten fallen natürlich nicht unter diese Sicherheitsgarantie.

Eine Blockade der Straße von Hormuz könne erfolgen, wenn die Europäische Union Ölsanktionen gegen den Iran verhänge oder falls es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Iran käme. Die Autoren der Studie stellen fest, dass zwei unterschiedliche Analysen in Reaktion auf die Warnungen des Iran formuliert worden sind. Die erste Gruppe gehe davon aus, dass eine Blockade des Persischen Golfes dem Westen nütze, die zweite Gruppe aber sei davon überzeugt, dass eine Blockade der Meerenge von Hormuz letztlich dem Westen schade und dem Iran Nutzen bringe.

Der Iran wird den Persischen Golf nicht blockieren: Diejenigen, die davon ausgingen, dass der Westen von einer Blockade des Persischen Golfes profitiere, argumentieren, der Iran könne den Persischen Golf nicht langfristig blockieren. Dies habe sich schon während des Iran-Irak-Krieges (1980-88) gezeigt, als es einen sogenannten Öltanker-Krieg gegeben habe. Zudem sei der Westen in der Lage, Alternativen für das iranische Öl zu finden. Ferner bekäme der Iran im Falle einer Blockade selbst Probleme mit dem Import von Benzin und mit seinen Exporten. Andere iranische Analytiker widersprechen dieser These kurz und knapp mit dem Argument, dass ein asymmetrischer Krieg geführt werden könne, den der Westen zu Unrecht nicht ernst nähme. Zudem kritisieren sie, dass das „islamische Erwachen“ in der arabischen Welt von diesen Spezialisten nicht gesehen werde. Denn die Muslime ständen auf der Seite des Iran, behaupten die ideologischen Theoretiker des islamistischen „Parlaments“.

An dieser Stelle muss hinzugefügt werden, dass die Drohung mit einem asymmetrischen Krieg wahrscheinlich ernst gemeint ist. Auch Sadegh Amoli Larijani, der iranische Justizchef, drohte am 18. Januar, dass sehr bald terroristische Vergeltungsschläge gegen diejenigen, die den iranischen Atomwissenschaftler umgebracht haben, zu erwarten seien. Denn Larijani zufolge würden Millionen Muslime weltweit nicht erlauben, dass iranische Wissenschaftler getötet werden. Gholareza Karami, Mitglied des iranischen Pseudo-Parlaments, sagte laut einem Bericht von Farsnews, dass die Internationale Atomenergiebehörde die Namen der iranischen Atomwissenschaftler weitergegeben habe. Diese Nachrichtenagentur hatte auch berichtet, dass der iranische Atomwissenschaftler Mostafa Ahmadi Roshan seiner Frau bei der Eheschließung nur eine Bedingung gestellt habe: Falls er eines Tages im Libanon auf der Seite der Hizbollah den Märtyrertod sterben wolle, dürfe sie nicht versuchen, ihn daran hindern. Ahmadi Roshan habe immer wieder betont, dass „Amerika und Israel vernichtet werden müssen“, berichtet Farsnews.

Iran wird den Persischen Golf blockieren: Diejenigen, die davon ausgehen, dass der Iran den Persischen Golf blockieren könne, würden die militärische Stärke des Iran hervorheben, heißt es in der oben genannten Studie des islamistischen „Parlaments“. Der Iran könne im Ernstfall mit Bomben ausgestattete Schnellboote und Raketen einsetzen. Eine Verminung des Persischen Golfes wird als eine reale Option betrachtet. Eine solche Blockade werde sofortige Folgen für die Weltwirtschaft haben. Dies würde den Weltölmarkt und natürlich auch die iranischen Importe treffen. Eine Blockade würde die „Weltwirtschaft ersticken“, heißt es in dem Bericht.

Russland wird in der Studie des iranischen Pseudo-Parlaments als ein möglicher Gewinner in einem solchen Konflikt dargestellt, denn das Land könne dann seine Ölexporte steigern, dagegen müssten viele arabischen Staaten auf ihre Ölexporte verzichten, da ihre Transportwege versperrt seien. In dieser Studie wird die Aussage des ersten Sekretärs des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad hervorgehoben, der gesagt habe, dass, wenn die Europäer Sanktionen gegen das iranische Öl verhängen sollten, „kein Tropfen Öl durch die Meeresenge von Hormuz transportiert werde“.

Weiterhin heißt es dort, dass im Falle einer Blockade Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate einen Teil ihres Öls mittels Pipelines an den Golf von Oman transportieren können. Aber die gesamten Exporte aus Kuwait, dem Südirak, Katar und dem Iran selbst würden für den Weltmarkt ausfallen. Dies werde zu einer Preissteigerung des Öls auf dem Weltmarkt führen.

 

Der Iran ist im asymmetrischen Krieg überlegen: Abschließend wird erneut und entschieden betont, dass der Iran dem Westen im asymmetrischen Krieg überlegen sei. Der Iran könne in einem solchen Krieg alle Schiffe angreifen, die die Meeresenge durchqueren wollen. Die Kampffähigkeit des Iran sei für eine lange Zeit gewährleistet, daher könnten Angriffe auf Schiffe, die gegebenenfalls die Meerenge von Hormuz durchqueren wollen, erfolgreich sein.

Die Autoren der iranischen Studie betonen, dass die Argumente derjenigen, die von der Fähigkeit des Iran zu einer Blockade des Persischen Golfs ausgingen, logischer seien als die Argumente der ersten Gruppe, die einen Erfolg des Westens erwarte. Der Weltmarkt und der Westen würden in die Enge getrieben, allein wenn eine solche Option diskutiert werde, und erst recht, wenn es ernst werde.

Die Argumentation in dieser aktuellen Studie des iranischen Majless zeigt, dass die iranischen Machthaber entschlossen sind, ihre Ziele nicht aufzugeben und nicht einzulenken. Die iranischen Machthaber sind entschlossen notfalls ihre „Kinder und Mütter“ auf dem Schlachtfeld zu opfern, wie kürzlich ausgerechnet auf einem Freitagsgebet in Teheran gepredigt wurde.

Die anstehenden Ölsanktionen sind eine Kriegsvermeidungsstrategie und werden trotz iranischer Drohungen wahrscheinlich nicht aufgegeben werden. Denn ein atomar bewaffneter Iran würde das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert der weltweit unkontrollierbaren nuklearen Aufrüstung machen. Und dies würde das Zerstörungspotential auf der Erde immens steigern.

 

Wahied Wahdat-Hagh ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der European Foundation for Democracy (EFD) in Brüssel.

http://europeandemocracy.org/


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