Fußball-Hooligans in Ägypten und Israel: Untauglicher Vergleich

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Fußball-Hooligans in Ägypten und Israel: Untauglicher Vergleich

HonestReporting Media BackSpin, 20. Februar 2013

Nach seiner Lektüre der entsetzlichen Ausschreitungen, die ägyptische Fußball-Hooligans ausgelöst hatten, zieht Washington Post-Kolumnist David Ignatius [zuerst] einen überzeugenden Vergleich zwischen ägyptischen Fußball-Hooligans und den „Droogs“ [Anm. (bd): „Kumpels“ oder Nadsats im Jugend-Slang]. Hier handelt es sich um die jungen Schläger, die Anthony Burgess in seinem Roman Uhrwerk Orange beschrieben hatte (Unsere Leser kennen Stanley Kubricks Film wahrscheinlich).

Leider bemüht Ignatius auch einen Vergleich zu Israel generell, der ganz und gar nicht zutrifft.

Die Revolte entfremdeter jugendlicher Fußballfans beschränkt sich nicht nur auf Nordafrika. In Israel wird eine Fußballmannschaft namens Beitar Jerusalem von rassistischen jungen Fans unterstützt, die „Tod den Arabern“ skandieren und kürzlich ein Transparent enthüllten, auf dem „Ein reines Beitar für immer“ zu sehen war. Sie wollten damit ihren Widerstand gegen die Verpflichtung muslimischer Spieler äußern. „Wenn wir über Beitar sprechen, handelt es sich in Wirklichkeit um die Spiegelung der israelischen Gesellschaft“, äußerte Nidal Othman, Vorsitzender der „Coalition Against Racism in Israel“, gegenüber der New York Times.

Fußball-Hooliganismus ist endemisch, sowohl in Großbritannien als auch in vielen anderen europäischen Ländern. Rassistische Sprechchöre kann man überall auf den Fußballfeldern des Kontinents hören.

Ignatius zitiert Beitar Jerusalem, weil es sich hier um eine relativ neue Geschichte handelt. Und die rassistischen „Fußballfans“ von Beitar Jerusalem sind schlicht und einfach zu verachten, weil sie widerlich sind und unsere Zurückweisung verdienen.

Aber Nachrichtenaktualität allein taugt nicht für einen Vergleich oder eine Spekulation.

Die in den News erwähnten Beitar-Fans repräsentieren in keiner Weise sämtliche Fans der Mannschaft und sicherlich auch nicht einen Großteil der israelischen Gesellschaft. Und obwohl letzte Woche beim Spiel Beitar Jerusalem gegen Bnei Sakhnin im Teddy-Kollek-Stadion* große Polizeipräsenz erforderlich war, musste sich niemand Sorgen machen über landesweite Unruhen oder israelische „Fußballfans“, die eine Regierung stürzen wollten.

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*Teddy Kollek war von 1965 bis 1993 Bürgermeister Jerusalems.

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Zwei Nachträge (bd):

1) Wie diebisch sich ARD-Nachrichtenmoderator Tom Buhrow über die Vorfälle in Jerusalem freute, kann man an seinem selbstgefälligen Lächeln bei der Anmoderation zu diesem Videobeitrag in den Tagesthemen ablesen. Schäbiger kann man verkappten Judenhass kaum noch inszenieren.

2) Und noch eine Anmerkung zum einem journalistischen Eigentor der Mainstream-Medien, was den Apartheid-Vorwurf gegen Israel im Fußballsport betrifft. Lesen Sie dazu bitte diesen Beitrag.


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