ULRICH W. SAHM – Archäologische Überraschung unter den Salonfliesen

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Jerusalem, 1. Juli 2015 – Eine israelische Familie machte bei Renovierungsarbeiten in ihrem Haus in Ein Kerem einen überraschenden Fund. Unter den Fliesen tat sich ein Loch auf. Stufen führten hinab in ein 2.000 Jahre altes Tauchbad, in den Felsen gehauen und fein säuberlich verputzt. Beim Säubern stießen sie auf Scherben von Tongefäßen.

Das Tauchbad entspricht allen traditionellen Regeln für den Bau eines solchen Ritualbades. Es ist 3,5 Meter lang, 2,4 Meter breit und 1,8 Meter tief.

Der Hausherr, der anonym bleiben möchte, zögerte zunächst, ob er den Fund melden sollte. Doch dann wandte er sich an die Antikenbehörde. Experten kamen und dokumentierten den „historischen Fund“, wie am Mittwoch der Archäologe Amit Reem sagte. Denn damit war erwiesen, dass es in dem 5 Kilometer von der Altstadt Jerusalems entfernten Ein Kerem, heute ein Stadtviertel, vor 2.000 Jahren eine jüdische Ansiedlung gab.

Diese Feststellung ist vor allem für Christen von großer Bedeutung, denn Ein Kerem ist eine Heilige christliche Stätte. Gemäß der Tradition sei hier Johannes der Täufer geboren. Am Brunnen von Ein Kerem habe die schwangere Elisabeth, Mutter von Johannes des Täufers, die Maria getroffen, die Mutter Jesu. Diese Traditionen sind natürlich nur denkbar, wenn in der Ortschaft auch damals tatsächlich Juden gelebt haben.

Es wurden in Ein Kerem immer wieder Funde aus der römischen Zeit und der Periode des Herodes gemacht, also der Zeit Jesu. Die ersten christlichen Kirchen wurden jedoch erst mit 5. Jahrhundert errichtet.

Der Fund einer in den Felsen gehauenen Mikwe, dem typisch jüdischen rituellen Tauchbad aus der Zeit Jesu, bedeutet für die Archäologen ein wichtiges Bindeglied zwischen der Zeit Jesu und den späteren christlichen Traditionen.

Am Mittwoch, während einer Pressetour zu dem Fund, wurde dem Hausbesitzer von der Antikenbehörde eine Urkunde überreicht und Dank ausgesprochen, seine Entdeckung den Fachleuten gemeldet zu haben.

 

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    Fotos: Assaf Peretz/Israel Antiquities Authority)

 

 

 


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