Jerusalem, 13. Oktober 2015 – Die Serie der Terroranschläge beschleunigt sich fast im Minutentakt.
Messerstechereien in Raanana und Cholon. Die palästinensischen Attentäter werden erschossen. Der Dienstag beginnt in Jerusalem mit ohrenbetäubenden Sirenen von Polizei und Krankenwagen:
Im Jerusalemer Viertel Armon Hanatziv gab es 16 Opfer, darunter ein Toter in einem Bus der Linie 78 durch Schüsse und Messerstiche von 2 Terroristen. Einer der beiden heißt Abu Jamal mit Nachnamen und stammt aus dem benachbarten Viertel Dschabel Mukaber. Ein Cousin war einer der Attentäter in der Har Nof Synagoge, als zwei Palästinenser im November 2014 mit Äxten auf fromme Juden beim Gebet und einen drusischen Grenzschützer losgingen. Ein Jerusalemer Polizeichef redet von einem „organisierten Anschlag der Hamas“, zumal zwei Täter beteiligt waren. Wie auch bei anderen Anschlägen hat die Polizei beide Täter durch gezielte Schüsse durch die Busfenster erschossen, weil sie dem Busfahrer verboten hatten, die Türen zu öffnen.
Unweit der Stelle wurde im September Alexander Levlovitz, 64, durch Steinwürfe auf sein Auto getötet.
10:20 Uhr ein weiterer Überfahranschlag in einem orthodoxen Viertel Jerusalems bei der deutschen Schneller-Kirche mit 2 Verletzten und einem Toten. Der Täter war bei der israelischen Telefongesellschaft Bezeq beschäftigt und führte den Anschlag mit einem Firmenauto mit den Techniker-Leitern auf dem Dach aus.
10:35 Uhr ein zweiter Anschlag in Raanana mit 4 Verletzten und einem Toten durch Messerstiche.
Die Koalition der arabischen „Gemeinsamen Liste“, ein Bündnis von Islamisten, Kommunisten, Nationalisten und darunter auch Christen, hatte am Dienstag einen „Tag der Wut“ ausgerufen und einen Generalstreik arabischer Geschäfte in ganz Israel verfügt. Für Mittwoch planen die arabischen Abgeordneten des israelischen Parlaments einen schon zweimal abgesagten demonstrativen Besuch auf dem Jerusalemer Tempelberg, um die Stimmung weiter anzuheizen.
Im Westjordanland, darunter in den palästinensisch selbstverwalteten Autonomiegebieten ist es am Dienstag vorläufig „relativ ruhig“ geblieben, zumal auch die palästinensischen Polizeikräfte eine Ausweitung der Gewalt befürchten und deshalb Demonstrationen unterbinden.
12.20 beim Ikea-Laden in Kirjat Ata im Norden Israels: Ein Verletzter durch Messerstiche. Der Täter wurde verletzt und festgenommen.
Sacha Stawski
http://www.tagesspiegel.de/politik/israel-palaestinenser-rast-in-busstation-weitere-messerattacken/12443370.html