Jerusalem, 8. Juni 2016 – Selbst 3 Stunden nach Beginn eines Terroranschlags beim Tel Aviver Vergnügungszentrum Sarona, einem ehemaligen Templerdorf, gibt es immer noch große Verwirrung und sehr widersprüchliche Aussagen, was genau passiert ist. Zwei Attentäter mit Schnellfeuergewehren vom Typ Carlo hätten zunächst auf die Menschen im Restaurant Benedikt geschossen. Einer der Terroristen konnte nach kurzer Verfolgungsjagd erschossen werden. Wie sie herausstellt, war es ein Sicherheitsmann des israelischen Rundfunks, die ihn erschossen hätten, als er in Richtung der Studios rannte. Ein zweiter flüchtete in Richtung der Cinemathek von Tel Aviv, einem weiteren vielbesuchten Vergnügungszentrum. Der wurde durch Schüsse der Polizei angeschossen und in das in der Nähe befindliche Ichilow-Hospitals gebracht, wo die Polizei sofort mit seinem Verhör begonnen habe. Die Sicherheitskräfte wollten vor allem erfahren, wie viele Täter Mitglied der Terrorzelle waren. Der Terrorist sei mittelschwer verletzt und die israelischen Ärzte kämpfen bei einer Notoperation um sein Leben.
Die Rettungskräfte zogen Bilanz und meldeten drei Tote sowie sechs Schwerverletzte. Eine Person schwebe noch in Lebensgefahr. Ein Sanitäter erzählte von einer schwerverletzten Frau, die er behandelt habe, bis Ambulanzen sie abgeholt hätten.
Ein Polizeichef von Tel Aviv sagte vor Journalisten, dass es keine Vorwarnung zu dem Terroranschlag gegeben habe. Der Anschlag sei jetzt vorbei und die Menschen in Tel Aviv seien aufgefordert, wieder zum normalen Leben zurückzukehren. Dennoch setze die Polizei ihre Durchsuchungen fort, um mögliche weitere Täter auszumachen.
Der Offizier bestätigte, dass sich beide Attentäter und ihre Waffen im Gewahrsam der Polizei befänden. Bei den Waffen handle es sich um Schnellfeuergewehre, die im Westjordanland hergestellt würden und jüngst bei einem Anschlag am Damaskustor verwendet worden seien.
Über den Verlauf gibt es noch sehr widersprüchliche Darstellungen und Augenzeugenberichte.
Erst hieß es, dass die Attentäter als Ultraorthodoxe verkleidet gewesen seien. Ein anderer Augenzeuge berichtet, dass zwei „gut gekleidete Geschäftsleute“ im Max Brenner Restaurant zu Abend gegessen hätten, ehe sie ihre Waffen hervorzogen und mit der Schießerei begonnen haben.
Der Militärsprecher Arye Schalicar meldete am Abend, dass die Terroristen aus der Gegend von Hebron im Westjordanland gekommen seien. Später meldeten israelische Medien, dass es sich bei den Terroristen um Brüder aus dem Dorf Jatta südlich von Hebron handelte.
Vermutlich hätten sie die von Verteidigungsminister Avigdor Lieberman beschlossenen „Erleichterungen“ ausgenutzt hätten, um ohne scharfe Kontrollen nach Israel einzureisen. Lieberman hatte die Erleichterungen als „Geste“ wegen des Ramadans beschlossen, damit Moslems ungehindert aus dem Westjordanland zum Gebet nach Jerusalem gelangen könnten oder zu ihren Verwandten in Israel.
Während der Anschlag in Tel Aviv noch lief, ist Premierminister Benjamin Netanjahu aus Moskau kommend gelandet und sofort zum Verteidigungsministerium in Tel Aviv gefahren, das auch nur wenige hundert Meter von dem Anschlagsort entfernt liegt.
Netanjahu und Lieberman wollten über die nächsten Massnahmen beraten. Reporter berichteten, dass möglicherweise einige der Reiseerleichterungen wieder aufgehoben werden könnten.
Militärkorrespondenten vermuteten, dass die Terroristen nicht alleine gehandelt haben, sondern eine entsprechende Infrastruktur im Rücken haben mussten. Sie hätten sich die Waffen besorgt und mussten in deren Verwendung eingewiesen werden. Ebenso sei anzunehmen, dass sie durch die bestehenden Kontrollen geschleust und schließlich zum Anschlagsort in Tel Aviv gebracht worden seien.
Sacha Stawski
http://www.timesofisrael.com/shooting-reported-in-central-tel-aviv-several-said-injured/