Jerusalem, 2. September 2016 – Der Ganz-Körper-Badeanzug Burkini wird mit Vorliebe von „züchtigen“ muslimischen Frauen getragen. Zunehmend wird dieses Kleidungsstück an europäischen Stränden und in Schwimmbädern verboten. Umfassend sind auch die Diskussionen zum Burkini, einer verbalen Kombination von Burka und Bikini. Manche sehen darin eine „politische Botschaft“. Andere halten es für unappetitlich, wenn eine vollbedeckte Frau mit viel Stoff am Körper ins Wasser steigt, anstatt es halbnackt zu tun, nur mit winzigen Stoffflecken eines Bikini bedeckt.
Nun stellt sich heraus, dass ausgerechnet eine ultraorthodox-jüdische Firma aus Jerusalem mit dem Namen „Sea Secret“ eine ganze Palette stoffreicher Badeanzüge herstellt und vor allem nach Frankreich und in andere europäische Länder exportiert. Abnehmer sind vor allem jüdische und christliche Kundinnen, die sich aus moralischen und sonstigen Gründen ungerne mit zu viel nackter Haut in der Öffentlichkeit zeigen. Die Firma habe auch muslimische Kundinnen. Doch manche schrecken davor zurück, sich ausgerechnet mit israelischen Stoffen zu bedecken.
Im Angebot von „Secret Sea“ ist auch ein elastischer Schal, der als Hidschab und wie eine traditionelle Kopfbedeckung orthodoxer Jüdinnen um den Kopf gewickelt werden kann, um das Haupthaar zu verdecken.
Die Herstellerin der jüdischen Burkinis ist eine Mutter von neun Kindern aus einem streng frommen Viertel in Jerusalem. Sie erfreut sich der kostenlosen Reklame durch die europaweiten Diskussionen. Ihren echten Namen will sie nicht preisgeben, doch die Schweizer Zeitschrift Tacheles berichtet, dass sie in Paris geboren und vor 14 Jahren nach Israel eingewandert sei.
Auf der Homepage von „Secret Sea“ (http://seasecret.biz) wird erklärt, dass im vorigen Jahrhundert zunächst auch Männer Ganz-Körper Badeanzüge getragen hätten. Die knappen Zweiteiler für Frauen, Bikinis, seien erst in den 1950er Jahren erfunden worden.
Bei der umfassenden Burkini-Diskussion, vor allem in Frankreich, haben bisher jüdische Vertreter, darunter Rabbiner, fast nichts gesagt. Denn auch sie wollen ihren frommen Frauen ermöglichen, sich weitgehend zu bedecken beim Gang ins Wasser.
Erwähnt sei hier noch, dass ausgerechnet in Agadir, im islamisch marokkanischen Königreich Marokko, große Schilder das Tragen von Burkinis beim Baden verbieten. Und in Israel, während des Ramadan, konnte man am Strand von Tel Aviv neben Frauen in knappen Bikinis auch viele muslimische Frauen in voller Montur sehen, wie sie sich in die Wellen stürzten. Anders als oft berichtet, gibt es in Israel keine spürbaren Beschränkungen oder auch nur Diskussionen über muslimische Gebräuche. Burkas mit Sehschlitzen tragen auch manche jüdisch-orthodoxe Minderheiten. Und in Israel hört man eher den lauten Gebetsruf der Muezzins als christliches Glockengeläut, während die Juden auf hörbare Gebetsrufe verzichten.
Sacha Stawski
https://tachles.ch/news/das-zweischneidige-burkini-geschaeft-aus-israel