Jerusalem, 29. September 2016 – Präsident Mahmoud Abbas wird sich als einziger führender Araber beim Begräbnis von Shimon Peres beteiligen. Er bestand darauf, nicht von Israels Regierung eingeladen zu werden, sondern ganz persönlich von der Peres-Familie. Gleichwohl hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dessen Beteiligung und auch seiner vier-köpfigen begleitenden Delegation „genehmigt“.
In den arabischen Medien wurde der Tod von Peres zunächst kaum vermeldet, während palästinensische Medien den verstorbenen Friedensnobelpreisträger mit giftigen Karikaturen bedachten und als „Mörder“ bezeichneten.
Rekord auf dem Flughafen
Auf dem Ben Gurion gab es am Donnerstag gleich zwei Rekorde. Wegen des bevorstehenden Neujahrsfestes haben 160.000 Israelis Flugzeuge bestiegen, um die Feiertage im Ausland zu verbringen. Das ist ein Rekord aller Zeiten. Gleichzeitig kamen rund 90 Sonderflüge mit Delegationen aus dem Ausland an, darunter Deutsche, Luxemburger und viele andere aus der EU, Südamerika, Afrika und Asien. Besondere Aufmerksamkeit erhält das Flugzeug von US-Präsident Barak Obama. Der wird erst mit Verspätung am Morgen um 8:30 Uhr erwartet.
Ursprünglich wollten die Israelis den amerikanischen Präsidenten per Hubschrauber nach Jerusalem fliegen. Doch die Amerikaner legten ein Veto ein. Deshalb wird allein wegen Obama die Hauptverkehrsader, die Autobahn Nr 1 zwischen Tel Aviv und Jerusalem, anderthalb Stunden lang in beide Richtungen gesperrt sein, damit Obamas Konvoi ungestört und sicher zum Herzl-Berg in Jerusalem gelangen kann. Dort wird Peres in unmittelbarer Nähe zum Grab von Jitzhak Rabin zur letzten Ruhe gebettet werden. Journalisten und israelische Bürger können das Begräbnis „im kleinen Kreis“ per Direktübertragung auf riesigen Leinwänden in der Gegend des Herzlberges verfolgen.
Der erste eingetroffene Staatsgast war der ehemalige US Präsident Bill Clinton. Der hatte seine wahlkämpfende Gattin Hillary nicht mitgebracht. Aber so konnten ihn sowohl Staatspräsident Reuven Rivlin wie auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu einem Gespräch empfangen.
Wegen der Kürze der Zeit werde Obama kein Treffen mit Israels Staatspräsident oder mit dem Ministerpräsidenten haben. Laut israelischen Medien werde es bestenfalls einen Händedruck während des Begräbnisses geben, weil Obama sofort wieder heimreisen wolle.
Ebenso ist kein Gespräch mit Präsident Abbas geplant. In den israelischen Medien wird hervorgehoben, dass die „Gemeinsame Liste“ der Araber mit ihren 13 Abgeordneten in der Knesset das „Jubelfest um Peres“ boykottieren wolle und sich nicht an dem Begräbnis beteiligen werde. Die israelischen Araber betrachten Peres als den „Vater der Siedlung“, der Israel zur Atommacht gemacht habe. Sie erinnern auch an das „Massaker von Kana“ im Libanon, das in die Regierungszeit von Peres fiel. Der Chef der arabischen Liste, Ayman Odeh, hatte sein Fernbleiben verkündet, noch ehe Abbas seine Beteiligung bestätigt hatte. Das schuf Spannungen, weil die israelischen Araber sich als „authentischere Vertreter“ der Palästinenser darstellen, als der Präsident der Autonomiebehörde.
Absagen
Absagen kamen auch sonst aus der arabischen Welt. Sowohl König Abdullah von Jordanien wie Ägyptens Präsident A-Sisi werden nur durch stellvertretende Außenminister repräsentiert sein. Das stößt in Israel auf Befremden, zumal doch Peres als treibende Kraft beim nahöstlichen Friedensprozess galt und auch die guten Beziehungen mit Jordanien entscheidend geprägt habe. Zum Begräbnis von Jitzhak Rabin 1995 waren sowohl König Hussein von Jordanien wie auch Präsident Husni Mubarak von Ägypten nach Jerusalem angereist. Trotz einer „Versöhnung“ mit der Türkei schickt Ankara auch nur den stellvertretenden Außenminister.
Innenpolitischen Zwist gab es wegen der Gäste beim Begräbnis. Die ausländischen Delegationen erhielten Vorrang. Der israelische Schriftsteller und langjährige Freund von Peres, Amos Oz, darf eine Rede halten. David Daor soll das Lied „Avinu Malkeinu“ singen, weil Peres das in seinem Testament gewünscht habe. Familienangehörige und als einziger ausländischer Gast wird Präsident Obama eine kurze Gedenkrede halten. Der ehemalige Parteigenosse von Peres und heutige Oppositionschef Jitzhak Herzog wird gemäß einem Beschluss des „Ausschusses für Zeremonien“ nicht zugelassen sein. „Das Protokoll sieht keine Rede des Oppositionschefs vor“, sagte die Ausschuss-Vorsitzende Miri Regev. Sie begründete den Beschluss mit „mangelnder Zeit“. Das Begräbnis müsse rechtzeitig vor Beginn des Sabbat bei Sonnenuntergang vorüber sein, damit alle Teilnehmer ohne Verletzung der Sabbatruhe wieder heimkehren könnten. Deshalb werde die Zeremonie um 18 Uhr Ortszeit abgeschlossen sein.
Vorkehrungen der Polizei
Die israelische Polizei teilte mit, dass sie zahlreiche „vorbeugende Verhaftungen“ vorgenommen habe, von Juden wie von Arabern aus Ostjerusalem und Palästinensern aus dem Westjordanland. Die Polizei befürchtet Terroranschläge von „einsamen Wölfen“. Die könnten versuchen, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. In ganz Jerusalem war schon am Donnerstag eine deutliche Verstärkung der Polizeikräfte an allen Straßenecken zu spüren. Wegen der Präsenz von über 90 prominenten Gästen in der Stadt will die Polizei jegliche „Provokation“ verhindern. Aus Sicherheitsgründen wurde ein generelles Verbot ausgesprochen, über Jerusalem oder in der Gegend des Flughafens Minidrohnen aufsteigen zu lassen, um das Geschehen von oben zu filmen. Wegen des Begräbnisses werden an diesem Freitag keine Palästinenser aus dem Gazastreifen zum Gebet auf dem Tempelberg anreisen dürfen. In den vergangenen Monaten hatten die Israelis zwischen 200 und 300 Moslems aus Reise nach Jerusalem genehmigt.
Halbmast in den USA
Die israelischen Medien vermeldeten anerkennend, dass US Präsident Obama die Weisung ausgegeben haben, in den USA zum Gedenken an Peres halbmast flaggen zu lassen. In der Geschichte der USA sei bisher nur sechs Mal wegen Ausländern halbmast geflaggt worden, davon vier Mal wegen dem Nahen Osten und zweimal wegen Israelis: Peres und Rabin. Ansonsten wurden Jordaniens König Hussein und Ägyptens Präsident Anwar el Sadat nach seiner Ermordung durch die Moslembrüder geehrt.
Sacha Stawski
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