Als am 7. Oktober das unfassbare und bestialische Massaker an den jüdischen Bewohnern in den Kibbuzim nahe des Gazastreifens verübt wurde, waren sicherlich alle geschockt, die sich mit Israel beschäftigen.
Und ich denke, niemand konnte sich dieser dämonischen Gräueltaten, die stattgefunden haben, entziehen.
Ab diesem Tag und einhergehend mit den vielen antisemitischen Gewalttaten in unserem Land, wuchs in mir der Gedanke, ich muss nach Israel und dort dem Volk Gottes, wie wir es aus der Bibel kennen, meine Solidarität zeigen.
Israel hat genug Feinde, es braucht auch Freunde!
Das – ist schon lange mein Motto!
Ich habe als Reiseleiterin durch meine Reisen, die ich nach Israel organisiert habe, viel Gutes und Schönes erleben können, und nun wollte ich einfach etwas zurückgeben.
Das war mein Geschenk an Israel!
Mitte Dezember buchte ich meinen Flug bei EL AL für 3 Wochen.
Ich hatte dieses Unternehmen im Gebet vor Gott gebracht und so war ich voller Vorfreude und kein bisschen ängstlich.
Meine erste Kontaktadresse war eine deutsche Frau in Jerusalem, dort wollte ich helfen. Doch das änderte sich, ich wurde jetzt zum Kochen für die Soldaten an der Libanongrenze eingeteilt.
Am Sonntag fuhr ich gemeinsam mit 4 Volontären nach Norden, Richtung See Genezareth. Hier bekamen wir ein Haus zugewiesen, was im Augenblick leer stand. Ich wusste sogleich:
Ich bin am richtigen Platz!
Der Kinneret lag uns zu Füßen, wir hatten einen herrlichen Blick darauf.
So kam ich zu einem Pastor, dessen Gemeinde normalerweise im Norden zuhause ist. Da ca. 80.000 Bewohner von dort evakuiert sind, war auch diese nicht mehr vor Ort.
Ca. 2000 Bewohner des Nordens sind noch zurückgeblieben.
Aufstehen war für mich immer um 5.30h.
Zugegeben, das war der schwerste Part am Tag!
Jeden Morgen wurden wir von David, ebenfalls ein Evakuierter, zur Arbeitsstelle gefahren.
Unterwegs auf der Fahrt konnte ich feststellen, je weiter wir nach Norden kamen, desto weniger Verkehr war auf der Schnellstrasse unterwegs.
In der Nachbarschaft des Gemeindesaals waren noch einige Einheimische zuhause geblieben.
Jetzt boten sich Saal und Küche bestens an, um für die Soldaten täglich eine warme Mahlzeit zu kochen.
2 junge Israelis waren die Ansprechpersonen in der Küche.
Die Menge der Portionen war immer unterschiedlich, von 200 bis sogar einmal 700 Portionen an einem Tag war das Pensum, das wir kochen mussten.
Für mich war besonders schön zu erleben, dass wir ein internationales Team waren. Die freiwilligen Helfer kamen von 4 Kontinenten.
An einem Tag waren wir 20 Helfer aus 7 verschiedenen Nationen.
Es stärkte unsere Hilfsbereitschaft in dieser Gemeinschaft zu sein und zu sehen, Israel ist nicht allein.
Schnell stellte ich fest, wir sind alles Christen hier, die dem jüdischen Volk zur Seite stehen wollten!
Jeden Morgen begannen wir mit dem Vorbereiten des Gemüse, alles in kleine Würfel schneiden.
Oder Shabbatessen zubereiten, einmal habe ich ca. 200 kleine Fleischbällchen in der Hand gedreht!
An einem Freitag kochten wir die 700 Portionen. Zur Verstärkung kamen noch Helfer, die eigentlich Grapefruits ernten wollten, aber das Wetter spielte nicht mit – es regnete!
Ein zweiter Koch ist Südkoreaner und hat seit vielen Jahren ein Restaurant in London. Er hat sich 3 Monate freigemacht, um in Israel zu kochen! Was für eine Einstellung!
Er überlegte sich oft kleine Köstlichkeiten für die Soldaten, so gab es einmal Shushi. In kleinen Aluschalen wurde das fertige Essen portioniert. Bei dieser Auslieferung konnte ich zur Basis mitfahren, wo die Soldaten stationiert sind.
Sie begrüßten uns sehr freundlich und freuten sich natürlich über jede Abwechslung. Die Häppchen wurden gleich verzehrt und ich durfte Fotos von ihnen machen.
Die Soldaten fragen immer, warum wir das tun, und dann können wir sagen, wir sind Christen aus verschiedenen Ländern, wir glauben auch an den Gott Abrahams und stehen an eurer Seite. Mehrmals hatte ich die Freude zu den Soldaten zu kommen und mich mit ihnen zu unterhalten.
Ein junger Soldat, gerade mal 21 Jahre alt, so alt wie mein Enkel, sagte mir: Wir machen oft Scherze, ansonsten könnten wir nur weinen. Er war von Gaza abgezogen, wo er Freunde verloren hatte und nun in den Norden beordert worden.
Obwohl wir jeden Tag im Kriegsgebiet waren, hatten wir keine Angst. Wir hörten oft Kanonenknall, aber wir fühlten uns trotzdem sicher.
An einem Tag konnte ich mitfahren zu den Soldaten, die nahe zur Grenze hin im Norden stationiert waren. Ich sah die Abschussrampe für Raketen, womit die Soldaten sich gegen Angriffe der Hisbollah verteidigen müssen.
An meinem letzten Arbeitstag konnte ich nochmal zu einem Checkpoint mitfahren, um dort Essen abzuliefern. Von dort aus ist es nur eine kurze Fahrt, dann wäre man direkt an der Grenze gewesen. Und ich kenne diese Grenze von meinen früheren Reisen nach Israel, ich bin schon dort gewesen. Man nannte sie “die grüne Grenze”, Libanesen und Israelis wechselten darüber hin und her.
Jetzt waren junge Soldaten hier und bewachten den Checkpoint. Es blutete einem oftmals das Herz, wen man sah, wie jung die Soldaten sind und ihr Land jetzt im harten Kampf verteidigen müssen.
Und ich wunderte mich, dass wir Volontäre keine Angst hatten, uns so weit an die Grenze zu wagen.
Einmal heulten die Sirenen und wir mussten in den Schutzbunker. Für die Handvoll Israelis, die in der Nachbarschaft geblieben waren, war es ganz normal. Wir warteten im Bunker bis Entwarnung kam und gingen dann wieder an unsere Arbeit.
Abends im Quartier konnten wir ab und zu Flieger über uns hören die nach Norden flogen, auch das war nichts, was uns beunruhigte.
Samstag/Shabbat und Sonntag hatten wir frei und konnten dieTage für uns nutzen und vor allem lange ausschlafen!
Das Team wechselte ständig, manchmal kam jemand nur für ein paar Tage, andere wie ich, blieben für 2 Wochen. Drei junge Schwestern aus Kanada bleiben für 3 Monate. Die vierte Schwester ist im Süden als Volontärin. Einige Helfer fahren verschiedene Stellen an, gerade da, wo Hilfe gebraucht wird oder sie Kontakte zu haben.
Amerikaner sind immer im Team. Ein Mann aus Idaho zeigte mir seinen Pass und deutete auf seinen Namen, ich staunte nicht schlecht, er war in Ramstein geboren und ein Nachfahre des Begründers einer Schuhmarke, die wir heute noch kaufen können!
Einmal, als wir auf dem Heimweg waren und unterwegs einige Portionen Essen abliefern sollten, rief ein Soldat an und sagte, er könnte nicht zum Treffpunkt kommen um das Essen abzuholen. Er hatte den Autoschlüssel verlegt und fand ihn nicht. Er bat David, wir sollten für ihn beten, damit er den Schlüssel wiederfinden kann. Wir beteten im Auto für ihn.
An der Basis angekommen sah ich eine Ortschaft in nicht allzuweiter Entfernung und ein Soldat erklärte mir, da drüben ist Libanon. Ich fragte ihn: Und von dort wird geschossen? Ja, sagte er, und wir schießen zurück! Ganz emotionslos!
Der Kommandeur der Gruppe schaute mir fest in die Augen und fragte mich, woher ich komme, was ich hier tue, warum ich das tue. Er verzog keine Miene, er stand nur in voller Ausrüstung sehr ernst vor mir.
Die Soldaten können gar nicht glauben, das Christen aus aller Welt kommen, um Israel zu helfen, egal an welchem Platz.
Ob in Galiläa oder Jerusalem, das tägliche Leben geht weiter und muss weitergehen, ansonsten hätte der Feind schon gewonnen. Aber es war manchmal sehr schwer, all diese Gegensätze zu verarbeiten.
Da Juden schon seit 2000 Jahren verjagt, verfolgt oder getötet werden, ist für sie diese Situation in der DNA verankert. Sie kennen Hass und Verfolgung und haben einen Weg gefunden, damit zu leben.
Ich spürte mittlerweile die körperlichen Grenzen. Ich entschied, die letzten 2 Tage in Jerusalem zu verbringen.
Der Alltag ist zurück, oberflächlich, wenn man durch die Straßen geht, aber das Geiseldrama ist allgegenwärtig! Israel hat ein kollektives Trauma erlitten.
Die Basare sind zum größten Teil geschlossen, die Altstadt leer, nur an der Klagemauer fanden gerade Bar Mitzwa Feiern statt.
Wenn ich mit Einheimischen sprach konnte ich sofort feststellen, wie erstaunt sie waren, dass ich keine Touristin war, sondern Volontärin, die Israel zur Seite stehen und helfen wollte!
Es war für mich eine große Freude Israel in dieser schweren Zeit helfen zu dürfen!
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